Ist Thailand top für Rentner?

Warum ist Thailand top für Rentner?

Kürzlich veröffentlichte das Thailändische Fremdenverkehrsamt eine Presse-Mitteilung mit dem Titel „Thailand ist top für Ruheständler“ und beruft sich dabei auf einen Artikel der amerikanischen Online-Zeitung „The Huffington Post“, in dem Thailand als eines der Länder genannt wird, die hervorragend geeignet sind, um hier den Lebensabend zu verbringen. In dem Bericht werden weltweit die beliebtesten Länder vorgestellt, sei es zum Auswandern oder auch nur zum Überwintern.

In dem englischen Artikel „The World’s 7 Most Retiree-Friendly Nations“ werden neben fünf anderen Ländern in Süd- und Mittelamerika, Malaysia und Thailand als die besten Länder in Südostasien genannt, um hier seinen Altersruhesitz einzurichten.

Verglichen werden in dem Bericht die Fakten, die für Menschen wichtig sind, die sich im Alter in einem fremden Land niederlassen wollen. Berücksichtigt wurden dabei Kriterien, wie etwa die Qualität der medizinischen Versorgung, die Infrastruktur und das Klima, sowie spezielle Vorteile oder Programme, die Rentnern und Pensionären gewährt werden, wenn sie länger in den betreffenden Ländern bleiben wollen.

Berglandschaft in der Provinz Chiang Mai im Norden von Thailand

Top Lebensqualität bei gutem Preis-/Leistungsverhältnis

Thailand punktete hier vor allem mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis und der Vielfalt an Unterhaltungsmöglichkeiten. Ein weiteres Plus ist die berauschend schöne und insbesondere sehr abwechslungsreiche Landschaft, die vom kühleren Norden mit seinen Bergen und den vielen Kulturdenkmälern über die faszinierende Hauptstadt Bangkok, ein Shopping- und Unterhaltungs-Paradies, das niemals zur Ruhe kommt, bis hin zu der paradiesischen Inselwelt im Süden mit seinen phantastischen Stränden und hervorragenden Tauchmöglichkeiten. Es wundert kaum, dass gerade für die Generation über 50 das angenehme Klima, die unvergleichbaren Naturschönheiten sowie die freundlichen Menschen des Landes ein einladendes Ziel darstellt, um hier seinen Lebensabend zu verbringen.

Es ist durchaus verständlich, dass sich Thawatchai Arunyik, der Governor des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes (TAT) sehr erfreut über die Auszeichnung zeigt und hinzufügt: „Thailand ist seit langer Zeit eine beliebte Destination für Ruheständler, nicht zuletzt dank der guten Wechselkurse, die sicherstellen, dass man hier mit Rente und Ersparnissen weitaus besser leben kann als an vielen anderen Orten.“

Wer zeichnet für den Artikel verantwortlich

Im wesentlichen mag das alles zutreffen, was das Thailändische Fremdenverkehrsamt jedoch nicht sagt, dass der betreffende Artikel keinesfalls von den Redakteuren der Huffington Post stammt, sondern dass es sich hierbei um einen Artikel einer Gastautorin handelt, deren Ziel es ist, Werbung für ihre Publikationen zu machen, die sich mit dem Auswandern in fremde Länder befassen.

Nicht nur in dem Artikel selbst, vor allem auf der Webseite der sogenannten Travel-Bloggerin werden viele Fakten unvollständig oder verfälscht dargestellt. Teilweise wird auch auf Informationen zurückgegriffen, insbesondere in Bezug auf die Lebenshaltungskosten, die längst veraltet sind. Es wird zwar hervorgehoben, dass Ruheständler in Thailand ein Einjahresvisum erhalten können, wenn sie die betreffenden Voraussetzungen nachweisen. Nicht erwähnt wird jedoch die oftmals restriktive Handhabung, verbunden mit der Auflage, sich alle 90 Tage im Immigrationsbüro zu melden und diverse Nachweise vorzulegen.

Ist Thailand wirklich so top für Rentner und Pensionäre, wie es das Fremdenverkehrsamt gerne darstellen möchte? Verschwiegen wird, dass es in Thailand im Gegensatz zu einigen anderen Ländern in Südostasien kein spezielles Programm für die Generation über 50 gibt, die es Ruheständler erleichtert, sich dort niederzulassen.

Willkommen sind nur wohlhabende Pensionäre

Fakt ist, dass Thailand für viele Ruheständler bei weitem nicht mehr so interessant ist, wie es in den offiziellen Verlautbarungen dargestellt wird. Mit steigendem Wohlstand sind Thais auch nicht mehr so freundlich, wie es gerne überall angeführt wird. Blickt man hinter die Fassade, bleibt vom sogenannten Land des Lächelns nicht mehr viel übrig.

Willkommen sind eigentlich nur noch wohlhabende Ruheständler, auf ältere Menschen mit einer Durchschnittsrente legt man weniger Wert. Viele Rentner, vor allem solche mit geringerem Einkommen haben daraus die Konsequenz gezogen und haben sich inzwischen in Nachbarländern niedergelassen, wo sie eher willkommen sind. Hinzu kommt, dass es viele Ruheständler einfach leid sind, alle drei Monate einen Border-Run vorzunehmen oder auf alle möglichen Tricksereien zurückzugreifen, um das begehrte Jahresvisum zu erhalten.