Warum sind in Asien Insekten Snacks so beliebt
In Südostasien, vor allem in Thailand oder China, gelten Insekten längst als Delikatesse. Thailand ist aktuell eines der wenigen Länder, in denen Insekten sogar kommerziell gezüchtet werden. Hier hat man längst entdeckt, dass Insekten, beispielsweise Mehlwürmer, also die Larven von Mehlkäfern, nicht nur gesund sind, sondern auch noch gut schmecken. Inzwischen ist man soweit, dass man sie dort auf Farmen züchtet und in Lebensmittel verarbeitet.
Thais nehmen Insekten gerne als Snacks zu sich, am liebsten zusammen mit einem Bier. Die exotischen Leckereien mit chitinhaltigem Panzer sind in Thailand längst fest etabliert. Ursprünglich waren es die Bewohner im Nordosten, dem Armenhaus von Thailand, die mit Insekten ihre ärmliche Speisekarte aufbesserten und dabei sogar vor dem Verzehr von Vogelspinnen nicht zurückschreckten. Inzwischen werden Insekten nicht nur im Isaan, sondern überall im Lande an mobilen Verkaufsständen angeboten. Entweder werden sie in einem Wok mit heißem Öl frittiert oder in Öl angebraten. Vor allem frittierte Heuschrecken sind vielerorts ein beliebter Snack. An den Straßenständen findet man jedoch nicht nur Heuschrecken, sondern aufgereiht in kleinen Blechschüsseln meist fünf bis zehn verschiedene Insektenarten, die nach der Zubereitung noch mit einem leichten Ölfilm versehen direkt in eine Tüte kommen.
Manche Verkäufer würzen die Insekten noch mit etwas Salz und Thai-Chili oder sprühen noch etwas Sauce darauf, bevor der Snack in der Tüte durchgeschüttelt wird. Besonders beliebt sind aromatische Sojasaucen. Danach kann man die stark gesalzenen und gewürzten Protein-Snacks genießen, die ideale Zwischenmahlzeit bei einem kühlen Bier.
Insekten werden jedoch nicht nur gegrillt oder gebraten, sie werden auch gegrillt, gedämpft oder gekocht verspeist. In manchen Landesteilen trägt man auch eine Honigglasur vor dem Anbraten auf. Dadurch erhalten die Insekten einen eher süßen Geschmack. Ebenso werden Insekten gerne mit herkömmlichen Gerichten kombiniert. Besonders beliebt sind sie als leckere Beilagen zu Gerichten mit Zitronengras, Chili oder Reis. Als besonders exotische Delikatesse gelten Omeletts, die mit den Larven der roten Ameise zubereitet wurden. Im Backofen geröstete Mehlwürmer, die mit einer dünnen Schokoladenschicht überzogen wurden, eignen sich hingegen sehr gut als süße Party-Snacks. Der kulinarischen Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. So werden inzwischen Sushi-Gericht kreiert mit frittierten Grillen als Beilage oder Spieße mit frittierte Heuschrecken. Larven von Honigbienen süß-sauer zubereitet in einer klaren Gemüsebrühe gehören ebenfalls zu den beliebten Gourmet-Snacks.
Bei den vielfältigen Variationsmöglichkeiten ist es eigentlich kein Wunder, dass sich so im Laufe der letzten Jahre im Land des Lächelns ein ganzer Industriezweig etabliert hat, der unaufhörlich weiter wächst. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man auch über die Grenzen von Thailand hinaus die Bedeutung der nährstoffreichen Insekten für die zukünftige Ernährung der schnell wachsenden Weltbevölkerung erkannt hat. Selbst westliche Ernährungswissenschaftler bestätigen inzwischen, dass die Ernährung mit Insekten nicht nur reich an Protein, sondern auch noch günstig ist und einen erheblichen Beitrag zur Schonung der Umwelt leisten kann.
Aufgrund der Fülle von Insekten, die einen hohen Gehalt an Proteinen, Mineralstoffen und Fetten aufweisen, setzt sich sogar die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen dafür ein, vermehrt Insekten als hochwertiges Nahrungsmittel zu nutzen, um Lebensmittelknappheit zu bekämpfen. Bei immerhin etwa einem Drittel der Weltbevölkerung stehen Insekten bereits auf der Speisekarte.
Welche Insektenarten sind am beliebtesten
Das Angebot an den Straßenständen umfasst meist bis zu zehn verschiedene Insektenarten. Ganz vorne in der Beliebtheit liegen Seidenraupen und Bambuswürmer, die viele am schmackhaftesten finden. Andere wiederum bevorzugen lieber die knusprigen, aromatischen Heuschrecken. Daneben sind große Wasserkäfer, Mehlwürmer, Grillen und Seidenraupen sehr gefragt, aber auch ausgefallenere Sachen wie Ameisensalat, Spinnen oder knackige schwarze Skorpione finden ihre Liebhaber.
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Bambuswürmer
Bambuswürmer werden auf Thai „Non Pai“ oder auch „Rot Duan“ genannt. Die weißen, zwei bis drei Zentimetern großen Larven der Bambuswürmer sind etwas größer als die Seidenraupen. Ihr Körpergewicht besteht zu 26 Prozent aus Protein und zu 51 Prozent aus Fett. Der Geschmack ist neutral. Bambuswürmer werden am liebsten frittiert als salzige Snacks zu einem Bier gegessen.
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Grillen
Grillen werden inzwischen in Thailand auf Farmen gezüchtet. Der thailändische Name ist „Jing Leed“. Gegenüber den natürlich vorkommenden Grillenarten ist der Geschmack und auch die Beschaffenheit der Zucht-Grillen besser. Grillen schmecken nicht ganz so delikat wie Heuschrecken. Zudem sollten die Beine vor dem Verzehr entfernt werden. Obwohl ihr Körper nicht ganz knusprig wird, zählen sie zu den beliebtesten Insektensnacks. Außerdem wird aus ihnen Proteinextrakt gewonnen.
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Heuschrecken
Geröstete Heuschrecken gehören zu der beliebtesten Insektenart überhaupt. Überall dort wo Insekten angeboten werden, gibt es auch Heuschrecken. Thais nennen sie „Tak Ga Tan“. Die bis zu zehn Zentimeter großen Grashüpfer werden üblicherweise frittiert und am Stück gegessen. Die Beine werden oft vor dem Verzehr entfernt. Mit Gewürz und Sauce ergeben sie einen knackigen Insektensnack.
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Holzwürmer
Die Holzwürmer mit dem thailändischen Namen „Non Mai“ besitzen eine weiche Hülle und werden etwa zwei bis drei Zentimeter lang. Nach dem Anbraten schmecken sie leicht knusprig.
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Mehlwürmer
Die Larven der Mehlwürmer werden als gesunde Snack angesehen. Sie können gekocht, gebraten oder gebacken zubereitet werden.
Die als Snack servierten Mehlwürmer haben den Geschmack von nussigen Garnelen.
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Seidenraupen
Seidenraupen werden ein bis zwei Zentimeter groß. Sie werden meist frittiert gegessen. Der Geschmack ist leicht nussig, erinnert an Erdnüsse. Die Raupen werden nicht knackig, die Beschaffenheit ist weich und sie nehmen sehr schnell den Geschmack der Saucen und Gewürze an.
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Wanzen
Die etwa drei Zentimeter großen Wanzen mit dem thailändischen Namen „Maeng Kee Noon“ werden üblicherweise im Wok angebraten. Serviert werden sie mit einer würzigen Sauce, bevorzugt als Snack zu einem Bier.
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Wasserkäfer
Wasserkäfer, auch als Riesenwasserwanzen bezeichnet, sind wohl die größten Insekten, die in Thailand angeboten werden. Der Thai Name ist „Maeng Da“. Sie werden meist frittiert oder gebraten, mancherorts auch gekocht. Serviert werden sie mit einer Sauce. Kopf, Panzer und eventuell auch die Flügel werden vorm Verzehr entfernt. Die Beschaffenheit des Fleisches lässt sich etwa mit Rührei vergleichen. Insbesondere die Weibchen werden wegen ihrer Eier und dem Geschmack für Snacks bevorzugt. Das Sekret der Männchen hingegen riecht nach Lakritz und Anis und ist in der Würzsauce „Nam phrik maengda“ enthalten.
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Zikaden
Zikaden und ihre Artverwandten werden gerne aufgespießt und dann frittiert oder gebraten als Delikatesse gereicht. Weiblich Zikaden werden mehr geschätzt, weil sie fleischiger sind. Die Panzer der Zikaden finden in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung.
Welche essbaren Insekten gibt es noch…
Ameisen, Bienen und Wespen, Mistkäfer, Schaben, Schmetterlinge, Spinnen und Hunderte von weiteren Insektenarten sind Teil der Ernährung in vielen Ländern der Welt. In Thailand werden mancherorts auch Skorpione angeboten, die zur Gattung der Spinnen gehören. In Kambodscha wiederum sind frittierte Taranteln an vielen Ständen zu finden. Insgesamt gibt es weit über eintausend verschiedene Insektenarten, die irgendwo auf der Welt gegessen werden.
Stände mit Insekten findet man auf jedem größeren Markt in Nordost-Thailand. Aber auch in Bangkok und fast allen Touristenzentren wie Pattaya oder Phuket gibt es Straßenstände, an denen Insekten verkauft werden. Im Stadtteil Banglamphu in Bangkok, in der Khao San Road und der benachbarten Soi Rambuttri, sowie im Patpong-Viertel an der Silom Road und auf der Sukhumvit Road trifft man auf Insektenverkäufer.
Daneben sind es insbesondere die Tempelfeste, die von jedem buddhistischen Tempel einmal im Jahr veranstaltet werden und eine ganze Woche lang andauern können. Neben vielen anderen thailändischen Spezialitäten werden hier auch frittierte oder gebratene Insekten angeboten.
Neuerdings versucht sogar ein thailändischer Unternehmer, Insekten als Gourmet-Snacks zu verkaufen. Sein Plan ist es, den Krabbeltieren zu einem neuen Image zu verhelfen und in den Feinschmeckerläden von Bangkok zu verkaufen.
Wo kommen die vielen Insekten her?
Heuschreckenplagen kennt man schon aus der Bibel als Ursache für Hungersnöte. In Thailand bekämpfen die Reisbauern schon seit Jahrhunderten die Schädlinge, weil sie ganze Reisernten vernichten können. Im Isaan, der ärmeren Region im Nordosten des Landes, haben die Menschen schon lange den hohen Nährwert der Grashüpfer erkannt und als proteinhaltiges wertvolles Nahrungsmittel für sich entdeckt. Wurden die fertig zubereiteten Insekten ursprünglich nur auf den lokalen Märkten im Isaan verkauft, so folgten in den letzten Jahren die Insektenverkäufer den vielen Menschen aus dem Nordosten, die in Bangkok oder in einer der Touristenhochburgen Arbeit gefunden haben.
Heutzutage sind die Methoden wesentlich moderner geworden. Insekten werden mithilfe von ultraviolettem Licht eingefangen oder man hat sogar regelrechte Farmen aufgebaut, in denen bestimmte Insektenarten gezüchtet werden. Die Nachfrage steigt jedoch ständig, daher greift man vermehrt auf frische, gekühlte Insekten zurück, die aus dem Nachbarland Kambodscha eingeführt werden.
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