Der Buddhismus – Die Religion in Thailand
Der Buddhismus, und zwar der Theravada-Buddhismus, ist die wichtigste Religion in Thailand. Weit über 90 % der thailändischen Bevölkerung hängen dieser Religion an. Außer im moslemischen Teil, im äußersten Süden Thailands, wird die buddhistische Doktrin an allen Schulen des Landes gelehrt und ist fester Bestandteil des Lehrplans.
Bei fast allen buddhistischen religiösen Zeremonien steht fast immer der Wat im Mittelpunkt. Wats sind üblicherweise eine Mischung aus Kloster und Kirche. In Thailand gibt es etwa 32.000 dieser Wats. Üblich ist, daß jeder männliche Thai wenigstens einmal in seinem Leben mindestens drei Monate als Mönch in einem Wat verbringt, um die buddhistischen Lehren zu studieren. Auch der gegenwärtige Regent, König Bhumiphol Adulyadej, war 1956 während seiner Regentschaft Mönch.
Äbte sind normalerweise auf Lebenszeit Mönch, während in den Klöstern normale Mönche auf Lebenszeit eher weniger anzutreffen sind. Buddhistische Mönche unterliegen einem strengen Zölibat. Nicht nur der sexuelle Kontakt mit Frauen ist ihnen verboten, darüber hinaus wird erwartet, daß generell keine körperliche Berührung mit Frauen stattfindet, ganz gleich welcher Art. Die Zölibat-Regelung besteht allerdings nur für die Zeit, in der die Mönchskutte getragen wird. Es ist daher auch durchaus üblich, daß auch verheirate Männer beliebig lange Mönch werden können. Allerdings ist ihnen während dieser Zeit jeglicher körperlicher Umgang mit ihren Ehefrauen untersagt.
Der Buddhismus ist eine der tolerantesten Religionen, wahrscheinlich die toleranteste Religion überhaupt auf der Welt. Er kann mit jeder anderen Religion auf der Welt nebeneinander existieren. Der Buddhismus verbietet nicht einmal, daß seine Anhänger nicht gleichzeitig auch irgendeiner anderen Religion anhängen dürfen. Grund dafür ist, daß der Buddhismus eigentlich eine gottlose Religion ist. Er stellt sich über jegliches Gott Verständnis, denn Gottheiten gleich welcher Religion werden als Bestandteil der diesseitigen Welt angesehen. Die jenseitige buddhistische Welt, das Nirwana, steht über jeder Gottheit. Außerdem unterliegen Gottheiten wie jeder Mensch den Erkenntnissen des Buddha. Man könnte es ach so interpretieren, daß Gottheiten anderer Religionen stets immer die gute Kraft verkörpern und daher diesseits von Gut und Böse sind, während sich das Nirwana jenseits von Gut und Böse befindet.
Thailand blickt auf eine lange Tradition religiöser Toleranz zurück. Der Grund liegt einfach darin, daß im Unterschied zu anderen Weltreligionen, insbesondere dem Islam und dem Christentum, der Buddhismus friedlich neben anderen Religionen existieren kann. Laut thailändischer Verfassung ist der König als Staatsoberhaupt Wahrer aller Religionen im Lande, nicht des Buddhismus.
Es widerspricht auch völlig der buddhistischen Lehre, irgend etwas durch Machtausübung zu erreichen. Die buddhistische Religion ist daher nicht nur toleranter als andere Religionen, sie ist auch in viel geringerem Maße institutionalisiert. Im Theravada-Buddhismus gibt es kein kirchliches Oberhaupt oder eine Kirchenverwaltung, vergleichbar etwa mit dem Vatikan. Der Großteil der weltlichen Angelegenheiten des Buddhismus wird vom thailändischen Staat wahrgenommen. Dafür gibt es im Bildungsministerium das Department of Religious Affairs, das für alle Angelegenheiten des Landbesitzes bis hin zum Erhalt buddhistischer religiöser Monumente zuständig ist. In neuerer Zeit gelten jedoch einige Wats als reich und sollen durch die Spenden wohlhabender thailändischer Geschäftsleute über reichlich Barvermögen verfügen.
In Thailand ist es auch eher der Staat, der religiöse Vergehen definiert und ahndet. Eine buddhistische Institution hierfür, wie bei der christlichen Kirche, gibt es nicht. So umfassen die Gesetze Thailands auch einige Paragraphen und Verordnungen, die sich mit religiösen Vergehen befassen. Diese Gesetze gelten nicht nur allein für den Buddhismus, sondern ebenso für alle anderen Religionen, die im Königreich vertreten sind. So ist es zum Beispiel verboten, ganz gleich auf welche Art auch immer, Handlungen zu begehen, durch die ein Gegenstand an einem religiösen Ort beleidigt wird. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Religion es sich handelt.
Aus diesem Grund ist es wichtig, ein paar Grundregeln zu beachten, wie man sich zu verhalten hat, wenn man einen Ort der religiösen Andacht besucht:
- Grundsätzlich sollte man sauber angezogen sein. Ein religiöser Ort sollte nicht in kurzen Hosen, ohne Hemd besucht werden. Am besten ist es, wenn man sich Thais in der Umgebung anschaut, dann sieht man, welche Kleidung erwartet wird. Sie wird sich wahrscheinlich nicht wesentlich von dem unterscheiden, was man auch zu Hause erwartet, wenn man eine ähnliche Stätte besucht.
- Solange man lediglich im Tempelhof herumläuft, ist es nicht notwendig, die Schuhe auszuziehen. Wer allerdings die Tempelhalle besichtigen will, sollte auf jeden Fall die Schuhe ausziehen.
- Buddhistischen Mönchen und Priestern dürfen keine Frauen berühren oder von Frauen berührt werden. Sie dürfen auch nichts aus den Händen von Frauen entgegennehmen. Will eine Frau einem Mönch oder Novize etwas übergeben, so kann sie es zunächst einem Mann übergeben, der es dann an den Mönch weiterreicht. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß der Mönch einen Teil seiner Robe oder ein Tuch ausbreitet, auf das die Gabe gelegt werden kann.
- Buddha-Statuen gelten generell als heilig. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese groß oder klein, gut erhalten oder auch zerstört oder beschädigt sind. In keinem Falle steigt man auf Buddha-Statuen, um dort ein Erinnerungsfoto zu machen. Generell sollte man nichts tun, woraus man mangelnden Respekt für die Buddha-Statue ableiten könnte.
Wat Besichtigungen
Viele Thailand-Urlauber besichtigen während ihres Aufenthaltes auch einige Wats, auch wenn diese Besichtigungen oftmals nur Alibi-Funktion haben. Meist wird schnell durch gehuscht und ein paar Bilder zur Erinnerung aufgenommen, um dort gewesen zu sein. Dabei wird üblicherweise den berühmtesten, vom Reiseveranstalter angepriesenen Wats der Vorzug gegeben.
Für den Bau der großen und besonders prunkvoll ausgestatteten Wats wurde von den Herrschern in vergangenen Zeiten viel Geld ausgegeben und Untertanen und Sklaven mussten unter Einsatz ihres Lebens schuften, um sie zu errichten. Menschen waren in früheren Jahrhunderten durch prunkvolle Bauwerke, geschmückt mit Gold und Edelsteinen, einfacher zu begeistern als heute.
Wem es nicht nur darum geht, irgendwelche berühmte Buddha-Statuen oder Chedis zu fotografieren, der sollte die touristisch wichtigen Wats meiden und solche Wats besuchen, denen es zwar an touristischen Attraktionen fehlt, dafür aber Einblicke in das Leben in einem typischen thailändischen Kloster verschaffen.
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