Wie glücklich sind deutsche Rentner in Thailand
Immer mehr Rentner zieht es in die Ferne. Sie wollen ihren Lebensabend unter Palmen in wärmeren Gefilden verbringen, das ganze Jahr über die Sonne der Tropen genießen. Kein Wunder, dass viele deutsche Rentner vom Altersruhesitz in Thailand träumen. Laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes gehört Thailand inzwischen für deutsche Auswanderer zu den beliebtesten Zielen außerhalb der EU.
Viele Rentner, die glauben, mit einer Mini-Rente in Thailand ein Leben in Saus und Braus führen zu können, werden recht schnell von der Realität eingeholt. Wolfgang Leuschner, der Pastor der deutschen Gemeinde in Pattaya, warnt vor überzogenen Erwartungen, die viele deutsche Rentner mitbringen. Der Pastor hat schon viele gesehen, die im Land des Lächelns gescheitert sind. Viele Auswanderer übersehen einfach, dass es in Thailand kein soziales Netz gibt wie in Deutschland und den meisten europäischen Ländern. Seitens des Staates gibt es in Thailand null Unterstützung. Jeder muss selbst zusehen, wie er über die Runden kommt. Es wundert daher nicht, dass die Familienbande in Thailand noch weitaus stärker ausgeprägt sind als in westlichen Ländern.
Die Dokumentation aus der Reihe „37 Grad“ begleitet die Rentner ein halbes Jahr lang und erlebt ihr Auf und Ab der Gefühle. Im Film vorgestellt wird beispielsweise Wolfgang, der unter gleißender Hitze in Thailand ein ganz anderes Weihnachtsfest feiert, oder Marianne, die sich noch schwer tut, von ihrem Zuhause in Böblingen loszulassen. Auch geht die Dokumentation der Fragen nach: Was denn eigentlich die Kinder dazu sagen, wenn ihre Eltern plötzlich den Lebensmittelpunkt nach Thailand verlegen wollen? Welche Vorteile hat das Leben in Thailand? Wie kommen Deutsche im Alter dort zurecht? Wie lebt es sich ohne Sprachkenntnisse, in einer völlig anderen Kultur?
In dem sehenswerten Film erzählen Rentner, wie sie in Thailand zurück zum Glück gefunden haben, aber auch, welche großen Probleme es in der Ferne zu bewältigen gilt. So kommt das Ehepaar Marianne und Norbert zu Wort. Beide sind 68 Jahre alt und haben schon viel von der Welt gesehen haben. Beide überlegen derzeit noch, ob sie nach Thailand auswandern wollen – oder nicht.
Norbert ist überzeugt, Marianne noch nicht ganz. Wenn es nach Norbert ginge, würden er und seine Frau Marianne längst in Thailand leben. Er kennt und liebt das Land. Doch Marianne hat so ihre Bedenken. Beide sind 68 Jahre alt und haben schon viel von der Welt gesehen. Aber jetzt im Alter merkt Marianne: „Ich habe drei große Probleme in Thailand: Im Sommer macht mir die starke Hitze zu schaffen. Der Verkehr und die Infrastruktur sind chaotisch. Und es liegt viel Müll herum.“ Sie erkenne ihren Mann nicht wieder, der daheim in Böblingen so ordnungsliebend und penibel sei. „Entspannt“, sagt Norbert und findet alles „spitze“. Seine Frau kommt da noch nicht so ganz mit.
Die Situation von Christa stellt sich ganz anders dar. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes nach Thailand ausgewandert und wagt dort den Neuanfang. Ganz wichtig für sie ist, dass ihre chronischen Schmerzen, die durch Rheuma verursacht wurden, im warmen Klima völlig verschwunden sind.
Christa kommt 1943 in Oberhausen zur Welt, wächst im Ruhrgebiet in einfachen Verhältnissen auf. Sie ist fast 40 Jahre mit ihrem Mann verheiratet, als der im Oktober 2010 absolut überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit stirbt. „Ich konnte einfach nicht in unserem Haus bleiben, es hat mich alles an ihn erinnert“, sagt Christa. Also beschließt sie, möglichst weit weg zu ziehen. Auch die Trennung von ihren Kindern nimmt sie in Kauf.
Im kalten Winter zu Hause konnte sie sich durch ihr Rheuma oft kaum bewegen. Und in Thailand? „Es ist alles weg! Ich bin topfit“, freut sich die 74-Jährige. Um ihren Alltag zu bewältigen, fürs Autofahren und für den möglichen Pflegefall hat sie Unterstützung gefunden. Lek, eine Thailänderin, ist an sechs Tagen in der Woche bei ihr. Beide betonen, es sei wie ein Mutter-Tochter-Verhältnis. Lek ist ihre engste Vertraute, und sie ist erfahren in der Pflege. „Ich bleibe bei Christa bis zum Ende“, verspricht Lek. Doch es soll alles ganz anders kommen.
Wolfgang lebt heute als Frührentner in Thailand. Er war früher Polizist und will nur im Notfall zurück nach Deutschland.
In Thailand, da ist sich Wolfgang ganz sicher, hat er wieder zurück zum Glück gefunden. Vor zehn Jahren noch Polizist in Deutschland, musste er aufgrund von Gesundheitsproblemen frühzeitig in Rente gehen. Er wanderte nach Thailand aus, wo die Ganzjahressonne ganz entscheidend für sein Wohlbefinden sorgt. Er muss jeden Monat akribisch seine Finanzen im Blick halten. „Ich lebe von rund 900 Euro im Monat“, sagt der 55-Jährige. „In Deutschland müsste ich zur Tafel gehen. Hier in Thailand kann ich gut leben, wenn ich nicht über die Stränge schlage, und kann mir auch mal was gönnen.“
Wolfgang hat erlebt, wie sein bester Freund im vergangenen Jahr erkrankte und starb. Seitdem macht er sich Sorgen: „Ich schaue mich um, welche Pflege ich mir in Thailand leisten könnte, wenn ich plötzlich erkranke oder einen Schlaganfall oder Unfall habe.“ Er zahlt zwar noch in die deutsche Pflegekasse ein und hätte dadurch auch einen Anspruch auf Pflege in Deutschland. Doch das wäre für ihn ein Albtraum. „Ich will auf keinen Fall zurück nach Deutschland. Thailand ist meine Heimat.“
Die Dokumentation „Rente unter Palmen“ aus der ZDF-Reihe „37 Grad“:
https://youtu.be/zG0wAEm75Yo
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