Meth-Industrie in Thailand, Myanmar, China und Laos boomt
Ein Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), der letzte Woche veröffentlicht wurde, besagt, dass der Handel mit Methamphetamin, oder kurz Meth, heute in Ost- und Südostasien, Australien, Neuseeland und Bangladesch zwischen 30 und 61 Milliarden US-Dollar pro Jahr einbringt.
Vor fast einem Jahrzehnt, dem letzten Mal, als der UNODC den Wert des Methamphetaminhandels in der Region schätzte, lag diese Zahl noch bei geschätzten 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Seitdem hat sich Umfang des Handels mit Methamphetamin mindestens verdoppelt, wenn nicht sogar vervierfacht, je nach dem, welche der vorgenannten Schätzungen eher der Realität entsprechen.
Obwohl während dieser Zeit die Strafverfolgung verschärft wurde, die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten verbessert, mehr Personal eingesetzt, die Überwachungsmethoden verbessert und eine größere Anzahl von Beschlagnahmungen verzeichnet werden konnten, ist während dieser Zeit der Handel in der Region mit Meth regelrecht durch die Decke gegangen.
Methamphetamin-Pillen (Yaba in Thailand) werden jetzt zu stark reduzierten Preisen verkauft. Die medienwirksam publizierten massiven Beschlagnahmungen sowie das Abfangen von Lieferungen konnten bisher nicht verhindern, dass sich das Geschäft der hoch professionell arbeitenden und technisch hervorragend ausgestatteten Drogenhändler immer besser entwickelte. Das kristalline Methamphetamin (Ice) aus der Region befriedigt sogar die Nachfrage bis nach Neuseeland.
Experten sagen dazu, dass der Boom in der südostasiatischen Methamphetaminindustrie das Ergebnis einer Reihe von Faktoren ist, die teils regional, teils politisch bedingt sind. Jedoch hat das dazu geführt, dass in Myanmar, der nicht unter der Kontrolle der Regierung stehende, quasi gesetzlose Shan-Staat zur Hochburg der Meth-Fabriken in der Region aufsteigen konnte.
Der Shan-Staat liegt im Nordosten von Myanmar und grenzt an Thailand, Laos und China.
Von den 1970er bis in die 1990er Jahre verkauften die Warlords, Milizen und Rebellengruppen des Shan-Staates in Myanmar Opium und Heroin, wechselten aber später zu synthetischen Drogen, nachdem sie erkannt hatten, wie viel einfacher dieser Stoff zu produzieren ist und wie viel profitabler das Geschäft damit ist.
Die nicht vorhandene Strafverfolgung im Shan-Staat, verbunden mit durchlässigen Grenzen, ermöglichte es den Methamphetaminproduzenten, die für die Herstellung von Meth benötigten Chemikalien leicht aus den Nachbarländern zu beschaffen. Schlecht umgesetzte Kontrollen zur Bekämpfung der Geldwäsche erlaubten es den Bossen dann, ihre Millionen nicht nur leicht zu waschen, sondern sogar noch zu vermehren.
Gleichzeitig wurden in Myanmar, Thailand, China, Laos, Bangladesch und Vietnam erhebliche Investitionen in neue Autobahnen und Brücken getätigt. Mit der Verbesserung der Infrastruktur wurde nicht nur der Transport von Produkten wie Lebensmittel und Kleidung innerhalb der Region erheblich erleichtert, sondern auch der von Drogen. Hinzu kam ein unbeabsichtigter Nebeneffekt von Chinas Belt & Road-Strategie zur Öffnung von Handelsrouten in ganz Asien, verankert im „Law of Unintended Consequences“, womit der Drogenhandel ebenfalls erheblich erleichtert wurde.
Routinemäßig werden inzwischen ganze LKW-Ladungen mit 1-5 Millionen Meth-Pillen aufgespürt und dann medienwirksam von der thailändischen Polizei zur Schau gestellt und vernichtet. Der größte abgefangene Drogentransport datiert jedoch schon aus dem Jahr 2018, als die Behörden rekordverdächtige 120 Tonnen kristallines Meth und Methamphetaminpillen aus dem Goldenen Dreieck beschlagnahmten. Mehr als die Hälfte der aufgespürten Transporte gelang den Behörden in Thailand, wo mehr als 515 Millionen Meth-Pillen beschlagnahmt wurden.
Jetzt berichten auch Behörden aus Laos und Malaysia von rekordverdächtigen Sicherstellungen. Auch die chinesischen Sicherheitsorgane berichteten von einem 22-fachen Anstieg der Beschlagnahmungen in den ersten acht Monaten des Jahres 2018 allein in der Provinz Yunnan. Und das nur innerhalb von drei Jahren.
Der UNODC-Bericht bestätigt auch, dass die kriminellen Organisationen nicht nur gigantische Mengen von Meth in den Markt drücken, um die Nachfrage zu befriedigen, sondern darüber hinaus versuchen, die Nachfrage immer weiter zu erhöhen, indem sie die Region mit billigen Meth-Pillen überschwemmen. Das hat dazu geführt, dass die Preise für Methamphetamin-Pillen inzwischen historische Tiefststände erreichen. Die Überschwemmung des Marktes wiederum schafft eine größere Nachfrage und damit auch eine Vielzahl von sozialen und gesundheitlichen Problemen.
Berichten zufolge werden die Pillen für weniger als 1 US-Dollar (ca. 30 Baht) verkauft, weit unter dem aktuellen Preis vor zwei Jahrzehnten.
Anfang dieses Jahres starteten die thailändischen Behörden eine „Intensivierungskampagne“ an der nördlichen Grenze von Thailand zu Myanmar. Dort beginnt die Hauptroute nach Süden durch Thailand. Aber diese Bemühungen sowie die enormen internationalen Investitionen in die Infrastruktur in der Region haben die unternehmerisch handelnden Drogenhändler dazu veranlasst, neue Routen zu erschließen. Wirksame Kontrollen lassen sich nur schwer durchzuführen, die Kriminellen nutzen einfach zu viele verschiedene Routen.
John Coyne, ein ehemaliger australischer Polizeibeamter der föderalen Polizei, führte dazu aus, dass es für die clever agierenden Meth-Produzenten zu einfach sei, die Produktionskapazitäten immer weiter hochzufahren. Die Verluste durch Beschlagnahmungen, auch wenn sie erheblich sind, würden einfach als Kosten für die Geschäftstätigkeit verbucht.
Abschließend fügte Coyne noch hinzu, dass bei dem, was wir tun, ein deutliches Umdenken stattfinden muss.
Quelle: TheThaiGer
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