Die obligatorische Krankenversicherungspflicht für alle Ausländer, die sich in Thailand mit dem Non-Immigrant O-A aufhalten, tritt am 31. Oktober in Kraft. Der Schritt, alle älteren Expats, die sich im Land aufhalten, dazu zu verpflichten, eine Krankenversicherung zu exorbitanten Preisen abzuschließen, könnte dramatische, wenn nicht gar verheerende Auswirkungen auf Tausende von Menschen haben, die ihren Lebensmittelpunkt nach Thailand verlegt haben.
The Phuket News hat gerade den Leserbrief eines schwedischen Expats veröffentlicht, der seit neun Jahren zusammen mit seiner Frau in Phuket lebt und sich jetzt fragt, ob er zu naiv war, als er darauf vertraute, einen geruhsamen Lebensabend in Thailand genießen zu können.
Der Brief zeichnet ein erschütterndes Bild von der trostlosen Zukunft, die viele Expats erwartet, wenn die gesetzliche Krankenversicherungspflicht in Kraft tritt und sie die Anforderungen nicht erfüllen können.
Der schwedische Expat berichtet von Gesprächen mit seinem Freund, dem Botschafter, mit dem er sich gerne über die vielen früheren Besuche in Thailand unterhalten hatte, über die Arbeit mit Ökonomen und Gewerkschaften in den letzten 35 Jahren und über Konferenzen, auf denen er viele thailändische Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen kennen gelernt hatte.
Gerade dieser Austausch habe seine Entscheidung wesentlich beeinflusst, vor neun Jahren im Alter von 75 Jahren nach Phuket zu ziehen. Wie viele andere auch, habe das Ehepaar den größten Teil ihres Hausstandes mitgebracht, einschließlich der Möbel, einer Vielzahl von Büchern, einem Klavier sowie vielen weiteren kleineren Dingen, die für ihr Leben von Bedeutung gewesen seien.
Insbesondere ihr allgemeiner Gesundheitszustand habe sich in den Tropen erheblich verbessert, sicherlich auch mit Hilfe der guten Ärzte und Krankenschwestern, denen das Ehepaar hier begegnet sei.
Doch im Juni 2020 werde man sie im Alter von 85 Jahren buchstäblich aus dem Land werfen, weil sie nicht in der Lage seien, die Krankenversicherung von 300.000 Baht pro Jahr und Person zu bezahlen oder fast eine halbe Million Baht auf einem Bankkonto zu deponieren, solange, bis sie auf dem Sterbebett lägen.
In der Theorie sei das eine legitime Forderung, denn damit solle der Regierung eine Garantie gegeben werden, dass das Ehepaar in den kommenden Jahren für einen eventuellen Krankenhausaufenthalt aufkommen könne, währenddessen ihre schwedischen Freunde, die mit einem thailändischen Ehepartner verheiratet sind, nicht verpflichtet seien, das zu tun.
Die Krux bestehe jedoch darin, dass sie zwar eine Krankenversicherung finden könnten, die sie zu exorbitanten Preisen versichere, die jedoch auf Grund ihres Alters und der Krankengeschichte die meisten daraus resultierenden Risiken ausschließe. Eine Krankenversicherung, die zwar viel Geld koste, bei der sie aber letztlich die anfallenden Krankenhauskosten sowie die meisten Behandlungen selbst bezahlen müssten, sei reine Geldverschwendung.
Worin bestehe der Nutzen, wenn die Einwanderungsbehörde auch solche Versicherungspolicen akzeptiere, bei denen sich am Ende herausstelle, dass die Versicherung die Kosten für den Krankenhausaufenthalt nicht bezahlen werde.
Bevor das Ehepaar nach Phuket übersiedelte, waren sie vier Jahre lang in Belgien, wo sie zuvor 35 Jahre lang gelebt hatten, in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Diese Versicherung habe jedes Jahr die Kosten für Krankenhausaufenthalte von bis zu 90 aufeinander folgenden Tagen und für ambulante Behandlungen übernommen. Diese Krankenversicherung sei ihnen aber 2014 entzogen worden, als die EU die Regelung der Krankenhausversorgung für EU-Bürger einführte.
In den letzten neun Jahren hätten sie mehrere hunderttausend Baht für Ärzte, Operationen und Reha-Maßnahmen im Vachira Phuket Hospital und jetzt im Chalong Hospital bezahlt. Das habe seine Frau fit genug gehalten, um das Leben nach einem Schlaganfall vor 15 Jahren weiterhin zu genießen.
Auch hätten sie schon vor Jahren eine loyale Haushälterin gefunden, die trotz höherer Lohnangebote bei ihnen geblieben sei und die das Paar bis an dessen Lebensende betreuen wollte.
Sie stünden jetzt vor der schwierigen Aufgabe, all diese Dinge hinter sich zu lassen und nach Europa zurückzukehren. Es gebe wohl kaum noch eine Möglichkeit, die es ihnen in Anbetracht ihres hohen Alters erlauben würde, irgendwo in Europa einen eigenen Haushalt führen zu können, ganz gleich wo immer demnächst ihr neues Zuhause sein werde. Das Leben werde nicht mehr so sein wie bisher, wo sie mit der Hilfe ihrer Haushälterin einen eigenen Haushalt aufrecht erhalten konnten.
Er glaube nicht, dass sie es sich überhaupt leisten könnten, alle ihre Sachen nach Europa zurückzubringen. Die meisten der Sachen müssten sie wahrscheinlich ihrer Haushälterin überlassen.
Zum Schluss stellt er sich die berechtigte Frage, ob er zu naiv gewesen sei, zu glauben, in Thailand einen friedlichen Lebensabend genießen zu können.
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