Wer den Rückgang der Touristenankünfte aus Europa nur dem Erstarken der thailändischen Währung zuschreibt, der macht es sich zu einfach. Die Ursachen liegen viel tiefer und sollten nicht nur an der Aufwertung des thailändischen Baht festgemacht werden.
Einer der Hauptgründe liegt darin, dass die Kosten für einen Urlaub in den beliebten Badeorten Thailands heute gleich hoch oder höher sind als in Griechenland, Italien, Spanien, der Türkei oder Ägypten, die für Europäer näher an ihrer Heimat sind.
So liegen die Kosten für ein Fünf-Sterne-Resort auf Koh Samui, Koh Phangan oder Koh Samed inzwischen bei rund 450 Euro pro Zimmer und Nacht inklusive Frühstück. Dies ist vergleichbar mit den Kosten eines Fünf-Sterne-Strandhotels in Griechenland, Italien und Spanien und teurer als eine vergleichbares Hotel in der Türkei oder Ägypten, die laut der Diethelm Travel Group etwa 320 Euro pro Nacht betragen.
Es ist auch teurer als ein Zimmer in Fünf-Sterne Hotel in den Bergen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, das im Sommer in der Hochsaison im Juli und August umgerechnet etwa 400 Euro pro Zimmer kostet.
Auch die Preise für thailändische Vier-Sterne-Strandhotels zeigen ein ähnliches Bild: Sie kosten etwa 320 Euro, ebenso viel wie die Pendants in Griechenland, Italien oder Spanien, und sind höher als die 180 Euro in der Türkei oder Ägypten und die 270 Euro in einem Hotel in den Alpen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Der Preis für einen Urlaub in Thailand ist laut Diethelm Travel in den letzten fünf Jahren aufgrund der Aufwertung des Baht und der Inflation umgerechnet in Euro um rund 40 Prozent gestiegen, was definitiv zu viel ist. Ein Urlaub in den bekannten Feriengebieten Thailands ist damit teurer als in vergleichbaren Ferienorten in Europa.
Seit Januar dieses Jahres hat der Baht weiter an Wert zugelegt. Derzeit liegt der Wechselkurs bei 33 Baht für 1 Euro, vor 12 Monaten gab es noch rund 37 Baht für 1 Euro. Viele Analysten befürchten, dass es noch schlimmer wird und prognostizieren mittel- bis längerfristig negative Auswirkungen für Thailand, insbesondere für den Tourismussektor.
Die Ursachen sind vielschichtig
Aber die Stärke des Baht ist nicht der einzige Grund, der Sorge bereitet. Trotz der Aufwertung der thailändischen Währung haben viele thailändische Hotels die Preise angehoben, in der Annahme, sich darauf verlassen zu können, dass asiatische Neuankömmlinge und Stammgäste Thailand weiterhin besuchen werden.
Einige der Hotels haben zudem in den letzten Jahren ihren Gästemix verschoben und ihren Fokus auf den chinesischen Markt ausgerichtet, was dazu führen kann, dass sich die Atmosphäre im Hotel verändert. Ein stark asiatisch geprägter Gästemix ist daher zu einem Thema für verschiedene europäische Spitzengäste geworden, wodurch Thailand anscheinend etwas an Attraktivität verloren hat. Es stellt sich die Frage, ob diese Gäste wieder zurückkehren werden.
Abgesehen von dem strukturellen Wandel im Gästemix sind die Ursachen auch auf die politische Entwicklung der letzten Jahre und die übermäßige Bebauung in den Badeorten zurückzuführen.
Trotz allem habe Thailand immer noch viele Orte mit einem Wettbewerbsvorteil, und die Hotels, die ihre Preise beibehalten haben, leiden viel weniger, während diejenigen, die Warnungen missachtet und ihre Preise erheblich angehoben haben, jetzt versuchen würden, mit zum Teil irrationalen Rabatten Gäste anzulocken. Das sagt die General Managerin eines Reiseveranstalters, der maßgeschneiderte Reisen nach Asien für den deutschsprachigen Raum anbietet.
Vietnam sei jetzt das Reiseziel, das sich derzeit einer großen Nachfrage erfreue, fügte sie weiter hinzu. Thailand stehe im Wettbewerb mit Südeuropa, Ägypten, Mexiko, der Karibik oder Indonesien.
Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren in Bangkok, Chiang Mai, Hua Hin, Pattaya und Phuket ein Überangebot an Hotels entstanden ist. Aufgrund des Überangebots ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren einige Hotels in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Insbesondere Eigentümer, die eine schnelle Kapitalrendite wollen, werden davon Gebrauch machen.
Der Manager eines anderen Reiseveranstalters führt an, dass die Inseln Phuket und Koh Samui eher aufgrund von Überentwicklung viel von ihren Glanz verloren hätten. Andererseits wollten viele Besucher die Einzigartigkeit Thailands erleben und seien bereit, etwas länger zu reisen und auch etwas mehr auszugeben, um Resorts zu entdecken, die weit vom Massenmarkt entfernt sind. Noch habe Thailand diese ruhigen Orte im Überfluss.
Thailand habe natürlich auch immer von dem Ruf profitiert, ein großartiges Foodie-Reiseziel zu einem außergewöhnlichen Preis zu sein. Ein starker Baht bedeute aber, dass das Essen im Freien in Thailand nicht mehr ganz so günstig ist wie es früher einmal war. Fairerweise müsse jedoch angeführt werden, dass die Preise fürs Essen im Vergleich zu den Preisen zu Hause immer noch angemessen seien.
Immer weniger Urlauber aus Europa
Das Kasikorn Research Center erwartet, dass die Ankünfte der europäischen Besucher in Thailand in diesem Jahr um 1,5 Prozent auf 6,66 Millionen Euro gegenüber 2018 zurückgehen wird und dass die Ausgaben der Touristen aus Europa im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent auf 15,4 Milliarden US-Dollar (468 Milliarden Baht) sinken werden.
So geht auch die thailändische Tourismusbehörde davon aus, dass zum Beispiel die Ankünfte der Besucher aus Großbritannien nach Thailand von 954.000 im Jahr 2018 im Jahr 2019 auf 950.000 zurückgehen werden.
Für 2019 wird erwartet, dass die Zahl der europäischen Touristen, die nach Thailand kommen, nicht wieder ansteigen wird, nachdem das Ministerium für Tourismus und Sport verkündet hat, dass die Zahl der europäischen Urlauber in den ersten acht Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent auf 4,4 Millionen gesunken ist. Die meisten europäischen Touristen kommen aus Großbritannien, Russland, Deutschland, Schweden und Frankreich.
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