In der vergangenen Woche veröffentlichte die volkswirtschaftliche Abteilung der Krung Thai Bank einen Besorgnis erregenden Bericht, in dem untersucht wurde, was führende Wirtschaftswissenschaftler in den letzten Wochen immer wieder geäußert haben: Die wachsenden Verluste für die Tourismusindustrie drohen der thailändischen Wirtschaft nun langfristigen Schaden zuzufügen.
Die Bank warnt davor, dass Thailand aufgrund des Verlusts seiner riesigen Tourismusindustrie mit Besuchern aus dem Ausland, die noch vor wenigen Monaten eine der bedeutendsten der Welt war, am Rande eines strukturellen und wirtschaftlichen Wandels stehen könnte. Die volkswirtschaftliche Abteilung der Bank sagt voraus, dass der Tourismus in Thailand mindestens vier Jahre brauchen könnte, um sich zu erholen, während die Auswirkungen auf das BIP im ersten Quartal des nächsten Jahres dramatisch sein könnten und die täglichen Verluste ohne drastische Maßnahmen sogar noch weiter steigen könnten.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der von der Regierung verordneten Maßnahmen im Zusammenhang mit dem SARS-CoV-2 Virus scheinen wesentlich gravierender zu sein als erwartet.
Während die thailändische Regierung noch immer darüber brütet, ob sie das Risiko eingeht und das Land für eine begrenzte und kontrollierte Form des ausländischen Tourismus wieder öffnen soll, hat die wirtschaftliche Analyse der Krung Thai Bank ergeben, dass Thailand allein seit Anfang April täglich über 8 Milliarden Baht an Einnahmen aus dem Tourismus verloren hat, und die Situation immer kritischer wird.
Verursacht wurden diese Verluste von der thailändische Regierung, die Anfang April dieses Jahres die Grenzen dicht gemacht und eine beispiellose Blockade für ankommende Passagierflüge aus dem Ausland verhängt hat. Im Hinblick auf die genehmigte Rückführung von Thailändern und Ausländern wurde diese Blockade zwar etwas aufgeweicht, hat aber dennoch dazu geführt, dass die Tourismusindustrie mangels ausländischer Touristen praktisch zum Erliegen gekommen ist.
Fakt ist, dass das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens ständig weiter zunimmt und die Auswirkungen schwerwiegender sind als bisher angenommen, wobei das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens für die thailändische Wirtschaft bisher nicht wirklich quantifiziert worden ist. Seriöse Wirtschaftsprognosen und -berichte weisen zunehmend darauf hin.
Nicht nur, dass die Auslastung der vom Tourismus abhängigen Hotels auf eine niedrige zweistellige Rate gefallen ist, was steigende Verluste verursacht, sondern auch viele Geschäftsbetriebe aus dem Spektrum kleinerer, ergänzender kommerzieller Unternehmungen wie Restaurants, Bars und Unterhaltungsstätten, insbesondere in touristischen Hot-Spots, einfach geschlossen wurden.
Selbst wenn die Regierung etwas unternehmen sollte, muss die Tourismusindustrie Billionen von Baht an Einnahmeverlusten verkraften. Hinzu kommt, dass Thailand bald gegenüber anderen Reisezielen, die nach neuen Wegen zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus suchen, den Kürzeren ziehen könnte.
Eine am Wochenende veröffentlichte Umfrage ergab, dass 57% des weltweiten Tourismus bis Ende 2020 einfach nicht mehr vorhanden sein wird. In Thailand wird diese Zahl, selbst mit einer begrenzten Wiedereröffnung, näher bei 80% liegen, während sie ohne die begrenzte Öffnung sogar 83% betragen könnte. Bangkok wird sogar als das Reiseziel herausgestellt, das unter allen Städten der Welt den stärksten Rückgang erleben wird.
Krung Thai Compass, der volkswirtschaftliche Think Tank der Bank, sagt voraus, dass Thailand bis zum Ende des Jahres 2,1 Billionen Baht an Tourismuseinnahmen verlieren wird.
Dabei wird von der Ankunft von 6,8 Millionen ausländischen Besuchern ausgegangen, von denen bis Ende dieses Jahres vielleicht noch 100.000 ankommen werden, Selbst wenn man berücksichtigt, dass sich die thailändischen Minister schließlich gegen den heftigen Widerstand innerhalb des Centre for Covid 19 Situation Administration und des medizinischen Establishments durchsetzen sollten, wird sich daran kaum etwas ändern. Hinzu kommt, dass ausländische Touristen, die ins Land wollen, vor der Abreise am Papierkram fast verzweifeln und nach der Ankunft für das obligatorische alternative staatliche Quarantäneprogramm einen gepfefferten Aufpreis zahlen müssen.
Die Tourismusindustrie, einst Basis einer gesunden thailändischen Wirtschaft, hat bereits viel Geld verloren. Etablierte Touristikunternehmen wie Hotels, aber auch Millionen selbständiger Thais, die zur inzwischen am Boden liegenden Industrie gehörten, müssen Einkommensverluste in Höhe von Billionen Baht verkraften.
Es wird geschätzt, dass die Tourismuswirtschaft real bis zu 20% des BIP von Thailand ausmacht. Aufgrund der Komplexität und der Vielseitigkeit liegt es in der Natur der Wirtschaftstätigkeiten mit ausländischem Tourismus, dass die Schätzungen variieren. Es hängt davon ab, ob die Einnahmen direkt oder indirekt in die Taschen der thailändischen Wirtschaft fließen. Fakt ist jedoch, dass sich dieser nicht unerhebliche Beitrag zur thailändischen Wirtschaftskraft jetzt einfach in Luft aufgelöst hat.
Lange Zeit war die Tourismusindustrie der Schlüssel zur Widerstandsfähigkeit der thailändischen Wirtschaft, aber die von der Regierung ausgerufenen Notstandsverordnungen sind beispiellos. Sie haben dazu geführt, dass sich das Land völlig isoliert hat, praktisch wie in Kriegszeiten.
Die Situation wird für die Regierung unkontrollierbar
Die Ereignisse des Jahres 2020, so befürchten Ökonomen, werden unvorhersehbare Folgen für die reale thailändische Wirtschaft haben, was in Ansätzen bereits jetzt sichtbar wird. Der Bericht der Krung Thai Bank gibt Anlass zu großer Besorgnis über die Rückkehr ausländischer Touristen nach Thailand im Jahr 2021.
Der Gouverneur der thailändischen Tourismusbehörde hat vor einigen Tagen angedeutet, dass er im Jahr 2021 mit 20 Millionen ausländischen Touristen rechnet, was etwa 50% der Touristenankünfte von 2019 entspricht. Er fügte jedoch noch hinzu, dass dies im wesentlichen von der Verfügbarkeit eines Covid-19 Impfstoffs abhängen werde.
Die Abschottung führt zu permanenten und strukturellen Veränderungen auf dem Markt, sowohl intern als auch extern. Es zeigt sich jetzt, dass die großen Player der Tourismusindustrie finanziell völlig ausgeblutet sind, während gleichzeitig die kleineren Unternehmen und Betreiber ihre Geschäfte aufgegeben haben oder dabei sind, zu schließen. Die Auswirkungen der Geschäftsaufgaben werden strukturelle Veränderungen nach sich ziehen.
Das bedeutet im Klartext, dass Besucher in Thailand im Jahr 2021 wahrscheinlich nicht mehr die gleiche Tourismusindustrie vorfinden werden wie bisher. Auch ist nicht sicher, ob sie überhaupt in der erwarteten Anzahl zurückkommen werden. Gründe dafür sind auch der sich verschärfende Wettbewerb mit anderen Reisezielen, die sich bereits wieder geöffnet haben, sowie die verschlechterten wirtschaftlichen Bedingungen überall auf der Welt.
Der Gouverneur der TAT äußerte in den letzten Tagen die Ansicht, dass 75% der thailändischen Besucher im Jahr 2021 aus Asien kommen werden. Dabei hatte er wohl in erster Linie Touristen aus China im Visier. Der stellvertretende Missionschef der chinesischen Botschaft in Bangkok offenbarte jedoch in dieser Woche, dass China derzeit überhaupt nicht daran denke, seine Bevölkerung zu Auslandsreisen zu ermutigen, und dass es einige Zeit dauern könne, bis das geschehen werde.
Die Krung Thai Bank schätzt, dass Thailand bei optimistischer Annahme im Vergleich zu 2019 mit einem Verlust von 61% der Besucher im Jahr 2021 rechnen muss. Im günstigsten Szenario werden 15 Millionen Besucher für das Jahr 2021 vorausgesagt, also nur noch 39% der Ankünfte von 2019. Im ungünstigsten Fall könnten es sogar nur 900.000 Besucher sein, die nach Thailand kommen, oder lediglich 2,3% der Touristenankünfte von 2019.
Das würde bedeuten, dass Thailand im günstigsten Fall im Jahr 2021 einen weiteren Verlust von rund 1,9 Billionen Baht bzw. im schlimmsten Fall einen noch größeren Verlust von weit über 3 Billionen Baht erleiden würde. Im Klartext entspricht das einem anhaltenden Verlust von rund 8,3 Milliarden Baht pro Tag im Jahr 2021.
Was sowohl die thailändische Verantwortlichen als auch Wirtschaftsanalysten überrascht zu haben scheint, ist, dass auch der inländische Tourismusmarkt zusammen mit dem ausländischen Tourismus eingebrochen ist, was auf eine Verbindung oder eine gemeinsame Dynamik zwischen beiden Märkten hindeutet.
Es könnte durchaus sein, dass der ausländische Tourismus ein Katalysator ist, der sich auf alle Teile der thailändischen Wirtschaft auswirkt, einschließlich der ausländischen Finanzinvestitionen und des Vertrauens in die Wirtschaft.
Die BIP-Zahlen für 2021 werden wahrscheinlich katastrophal ausfallen, sollte sich das Land nicht schnell mit einer umfassenderen und praktikablen Strategie wieder für den ausländischen Tourismus öffnen.
Sollte es nicht gelingen, Thailand vor Ende 2020 in größerem Umfang wieder für ausländische Touristen zu öffnen, wird das thailändische BIP insbesondere im ersten Quartal 2021 wahrscheinlich verheerend ausfallen. Gerade das erste Quartal im Jahr verlief für die thailändische Wirtschaft bisher immer sehr schwungvoll.
In ihrem Fazit geht die Bank davon aus, dass es möglicherweise bis zu vier Jahre dauern könnte, bevor die Touristenankünfte im Jahr 2025 wieder das Niveau des Jahres 2019 erreichen könnten.
Selbst dafür gibt es keine Garantie. Niemand will sich jetzt darauf festlegen, ob Thailand jemals wieder seine einzigartige Stellung im Tourismusmarkt zurückgewinnen kann. Sowohl innerhalb als auch außerhalb eines Landes, das einst als Land des Lächelns bekannt war, kann es zu Zerrüttungen und Unruhen sowie sich ständig verändernden Bedingungen kommen.
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