Die Ankündigung der Regierung, ein Special Tourist Visa (STV) einzuführen, um gut betuchten ausländischen Langzeittouristen die Einreise nach Thailand zu ermöglichen, wird in Online-Foren unterschiedlich kommentiert. Wesentlich interessanter ist jedoch ein Blick auf die offiziellen Tourismuszahlen vom Oktober des letzten Jahres.
Sowohl die TAT als auch das Tourismusministerium bejubeln das spezielle Touristen-Visum STV als das Nonplusultra, mit dem die thailändische Wirtschaft angekurbelt werden soll. Die realen Zahlen sagen jedoch etwas ganz anderes: Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der prognostizierten Touristenankünfte nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ein Blick auf die Zahlen des Ministeriums für Tourismus und Sport zeigt, dass im Oktober 2019 insgesamt 3.042.282 Touristen nach Thailand kamen.
Selbst wenn die ersten Besucher noch im Oktober 2020 mit dem Special Tourist Visa nach Thailand kommen sollten, liegt das Ziel bei 300 Touristenankünften pro Woche oder 1.200 im Monat, ein verschwindend geringer Bruchteil der Zahlen des letzten Jahres.
Aus praktisch jedem Land auf der Liste der letztjährigen Touristenankünfte kamen im vergangenen Oktober weitaus mehr Touristen nach Thailand. Aus China kamen 826.392, aus Großbritannien 75.728, aus Osteuropa 34.743, aus den USA 86.527 und 67.857 aus Australien sowie über 100.000 aus Indien.
Sogar aus Ländern wie Argentinien, Brasilien, Sri Lanka und Ägypten, die für den thailändischen Tourismus wirklich nicht von Bedeutung sind, kamen im Schnitt weit mehr als 1.200 Besucher pro Monat.
Kritiker solcher Vergleiche könnten anführen, dass Thailand irgendwo einen Anfang machen müsse und dass die neuen speziellen Langzeitvisa für Ausländer, die Eigentumswohnungen oder Häuser in Thailand besitzen, ein gangbarer Weg seien, ins Land zurückzukehren.
Doch nachdem die Pläne für sogenannte Travel Bubbles ad acta gelegt wurden und das viel diskutierte Phuket-Modell nach einigen Widerständen anscheinend nicht mehr weiter verfolgt wird, machen sich viele Online-Kommentatoren Luft und sagen, dass der Versuch, das Land für den ausländischen Tourismus zu öffnen, nur als lächerlich bezeichnet werden könne und zudem noch auf die falschen Gruppen abziele.
Von dem Konzept würden nur wenige schwerreiche thailändische Geschäftsleute profitieren. Das Ganze sei nur Augenwischerei und diene lediglich der Gesichtswahrung. Die Menschen im Tourismussektor vor Ort, die verzweifelt um Hilfe nachsuchen, würden überhaupt nicht davon profitieren. Schon jetzt sei abzusehen, dass bis Ende des Jahres weitere zweieinhalb Millionen Thais ihren Arbeitsplatz verlieren werden.
Im vergangenen Jahr besuchten 39,8 Millionen ausländische Touristen Thailand. Die Regelung für das Special Tourist Visa soll bis November nächsten Jahres gelten. Das bedeutet, dass innerhalb von 12 Monaten etwa 15.000 Besucher ins Land kommen dürfen, die nach den Vorstellungen der Verantwortlichen jeden Monat Einnahmen von etwa 1 Milliarde Baht generieren sollen.
In Anbetracht der Tatsache, dass nach der kürzlich veröffentlichten Analyse der Krung Thai Bank die Tourismusindustrie täglich über 8 Milliarden Baht an Einnahmen verliert, ist es so gut wie ausgeschlossen, dass das STV-Programm auch nur die geringste Auswirkung auf das BIP haben könnte, das wahrscheinlich um weit über 10% einbrechen wird.
In Online-Foren lassen immer mehr potenzielle Besucher ihren Frust ab, die gerne nach Thailand kommen würden, sich aber durch die Quarantäneauflagen in teuren Hotels sowie schwer zu beschaffende Gesundheitszertifikate und Versicherungen ausgegrenzt und verprellt fühlen.
Die einhellige Meinung ist, dass die thailändischen Behörden vielen Menschen, die zur Ankurbelung der Wirtschaft beitragen könnten, die Rückkehr ins Land erleichtern sollten. Dazu gehören vor allem Rentner, die im Ausland gestrandet sind, deren Familien aber in Thailand leben, ebenso wie unverheiratete Menschen mit einer festen Beziehung zu einem Partner in Thailand oder auch digitale Nomaden.
Viele von ihnen sind der Ansicht, sie könnten Thailand in der Stunde der Not helfen, fühlen sich aber verlassen und diskriminiert, weil ein wenig praktikables Projekt nur gut situierte Touristen anspricht.
Ein großer Teil der Online-Kommentare deutet auch darauf hin, dass aufgrund der unsicheren Lage generell und den vielen nach wie vor bestehenden Reisebeschränkungen nur wenige Menschen derzeit überhaupt in die Ferne reisen wollen. Sie stehen den Plänen, ob sich Thailand für ausländische Touristen öffnen wird, eher gleichgültig gegenüber.
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