In Thailand haben immer mehr Menschen psychische Probleme. Arbeitsplatzverluste, Konkurse, Krankheit und Angst vor der Zukunft sind nur einige der Begleiterscheinungen, die durch die Covid-19 Maßnahmen der Politik verursacht wurden.
Für viele Menschen in Thailand und auf der ganzen Welt hat dies einen tiefgreifenden Einfluss auf die psychische Gesundheit im Alltag, wodurch auch die Selbstmordrate in die Höhe geschnellt ist: In Thailand wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 22 % mehr Selbstmorde verzeichnet, ein starker Anstieg, der so seit der Finanzkrise in Asien im Jahr 1997 nicht mehr beobachtet wurde.
Schon vor der Pandemie war Thailand das Land in Südostasien mit den meisten Selbstmorden. Laut WHO-Daten lag die Selbstmordrate in Thailand im Jahr 2019 bei 14,4 pro 100.000 Einwohner, im Vergleich zum globalen Durchschnitt von lediglich 10,5 pro 100.000 Einwohner.
Am stärksten betroffen von Arbeitsplatzverlusten, Konkursen und Geschäftsaufgaben ist in Thailand die Tourismusindustrie, die vor den internationalen Reiseverboten 12% zum BIP des Landes beigetragen hatte. Im Jahr 2019 sind noch über 39 Millionen Touristen nach Thailand gekommen, die Aussichten für 2021 sind jedoch düster, die Tourismusbehörden rechnen nur noch mit 5 Millionen internationale Ankünften. Selbst diese im Vergleich zu den Vorjahren relativ geringe Zahl erscheint immer noch zu optimistisch.
Erst vor ein paar Tagen berichtete die Tageszeitung Thai Rath, dass die große Mehrheit der Einwohner von Phuket inzwischen unterhalb der Armutsgrenze lebt, nachdem die ausländischen Touristen ausgeblieben sind. Phuket steht dabei nur stellvertretend für die meisten anderen Toristenhochburgen, in denen es kaum anders aussehen dürfte.
Bei einer kürzlich veröffentlichten Dusit Umfrage gaben fast zwei Drittel der Befragten an, dass ihnen die Arbeitslosigkeit Stress bereitet und über 60% glauben, dass die derzeitige wirtschaftliche Situation zu einem Anstieg von Raubüberfällen und Diebstählen geführt hat.
Viele der Mitarbeiter, die vom ausbleibenden Geldfluss im Tourismussektor betroffen sind, konnten in gewissem Rahmen finanzielle Unterstützung durch den Staat in Anspruch nehmen, aber all diejenigen, die nicht im Sozialversicherungssystem registriert sind, hatten nicht so viel Glück. Dabei dürfte es sich sogar um die Mehrheit der Beschäftigten in der Tourismusindustrie handeln.
Bei der bereits angeführten Umfrage von Dusit haben rund die Hälfte der Befragten angegeben, dass sich ihre persönlichen Ersparnisse verringert haben oder sogar gänzlich aufgebraucht wurden, dass sie keine Reserve mehr für einen Notfall hätten. Fast die Hälfte sagte sogar, dass sie gezwungen waren, sich Geld von Familienmitgliedern zu leihen, um überhaupt den Lebensunterhalt irgendwie zu bestreiten.
Wer sind diese Menschen?
Zu einem großen Teil handelt es sich um Wanderarbeiter, die oft aus dem benachbarten Myanmar kommen, und Sexarbeiterinnen in Thailand.
Während viele der Sexarbeiterinnen die Hotspots von Bangkok, Pattaya und Phuket verlassen haben, um in ihre Heimatstädte in den Provinzen zurückzukehren, sind auch viele in den ehemaligen Touristenhochburgen geblieben. Findige Barbesitzer haben die Situation genutzt, zumindest für einige ihrer Mitarbeiter eine alternative Beschäftigung zu finden. In den letzten Monaten sind Live-Streams stark aufgekommen, wo sogenannte Supporter mit den Barfrauen über einen Webcam-Livestream interagieren und ihnen die Möglichkeit eröffnen, etwas Geld zu verdienen. Aber die zu erzielenden Einkommen liegen bei weitem nicht in der Höhe, an die sie früher gewöhnt waren.
Der starke Rückgang des Einkommens mag nach außen hin keine Auswirkungen haben, aber tief im Inneren ist die psychische Gesundheit bei vielen dieser Sexarbeiterinnen und Wanderarbeiter stark beeinträchtigt. In der letzten Zeit wurden mehrere mobile Anwendungen online gestellt, darunter die App „Mental Health Check Up“ des Department of Mental Health, um den Betroffenen Hilfe zu leisten, doch die Akzeptanz ist bisher gering.
Quelle: Channel News Asia
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