Nach einer Bauzeit von fast acht Jahren wurde in Bangkok das 22,9 Milliarden teure neue Parlament eröffnet. Das Gebäude ist der größte Parlamentskomplex der Welt. Der Komplex mit dem offiziellen Namen „Sappaya Sapasathan“ umfasst eine Fläche von 424.000 Quadratmetern und verdrängt damit Rumäniens Parlamentspalast mit nur 365.000 Quadratmeter von der Spitze der Liste der größten Parlamentsgebäude der Welt.
Allerdings dauerte der Bau des rumänischen Parlaments noch länger. Begonnen wurde im Jahr 1984, als in dem osteuropäischen Land noch die Kommunisten herrschten. Fertig gestellt wurde der Bau erst 13 Jahre später im Jahr 1997.
Thailands neuer Parlamentskomplex ist nach dem Pentagon, dem Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums, das sich über eine Grundfläche von 620.000 Quadratmeter erstreckt, zugleich auch das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt.
Sappaya Sapasathan bedeutet soviel wie „Versammlungsort für gute Taten“ und hat am 1. Mai offiziell seine Türen geöffnet. Allerdings wurden die Räumlichkeiten trotz der noch laufenden Bauarbeiten bereits seit August 2019 von den Parlamentariern für Sitzungen genutzt.
Das neue Gebäude ist Thailands dritter Parlamentskomplex seit der Einführung der konstitutionellen Monarchie im Jahr 1932. Von 1933 bis 1974 residierte die Nationalversammlung in der Ananta Samakhom Thronhalle. Danach zogen die Parlamentarier um in das Parliament House neben dem Dusit Zoo. Das Parliament House wurde bis Ende 2018 genutzt.
Bereits im Juli 2008 begann die von Samak Sundaravej geführte Regierung, nach einem geeigneten Standort für ein größeres Parlamentsgebäuse zu suchen. Von den drei vorgeschlagenen Möglichkeiten entschied sich die Regierung für ein 120 Rai großes Grundstück am Ufer des Chao Phraya Flusses. Der gewählte Standort liegt im Kiakkai-Viertel von Bangkoks historischem Stadtteil Dusit.
Das Viertel hat sich verändert
Mit den Bauarbeiten wurde im Juni 2013 begonnen. Danach verwandelte sich das einst verschlafene Viertel in einen lebendigen Ort. In der Nähe des Gebäudes wird gerade eine neue Brücke gebaut, außerdem werden das Straßennetz in der Umgebung ausgebaut. Eine Erweiterung der MRT Purple Line, die das Parlament bedient, soll 2026 fertiggestellt werden. Zudem wird vor dem Komplex ein Flusspier angelegt.
Das neue Parlament bietet Platz für über 5.000 Personen und verfügt über Parkplätze für mehr als 2.000 Fahrzeuge. Der Komplex steht auf einer Fläche, die fast drei Viertel so groß ist wie der thailändische Hauptflughafen Suvarnabhumi, der eine Fläche von 563.000 Quadratmetern umfasst.
Die Fertigstellung des Gebäudes war ursprünglich für 2015 geplant und sollte 14 Milliarden Baht kosten. Probleme führten jedoch zu Verzögerungen von mehr als fünf Jahren. Gleichzeitig erhöhten sich die Baukosten auf 22,9 Milliarden Baht.
Öffentlichkeit ist enttäuscht vom Design
Das neue Parlamentsgebäude basiert auf dem Entwurf eines Teams unter der Leitung des nationalen Künstlers Theerapol Niyom. Der Komplex wird von einer goldenen Pagode dominiert und beinhaltet die 800 Sitze umfassende Suriyan-Halle (Sonnenhalle) für das Repräsentantenhaus und die 300 Sitze umfassende Chantra-Halle (Mondhalle), die mit dem Holz von 5.018 Teakbäumen errichtet wurde. Damit soll die „DNA von Thailands“ repräsentiert werden.
In der Öffentlichkeit wurde das Design kritisiert, weil es eher an religiöse Autorität und nicht an Demokratie und den Willen des Volkes erinnert. So beklagte Assoc Prof. Chatri Phakitnonthakan, Dozent an der Fakultät für Architektur der Silpakorn Universität, dass das neue Parlamentsgebäude das entäuschendste Stück zeitgenössischer thailändischer Architektur darstelle. Das Gebäude wirke eher wie ein heiliger Tempel, was die Bedeutung des Parlaments als Institution, die die Bürger in einer Demokratie repräsentiert, untergrabe.
Die Goldene Pagode überragt alles
Der Komplex verfügt über 110 Räume für Ausschusssitzungen, sechs Sitzungssäle mit 250 Plätzen, eine VIP-Empfangshalle für 1.500 Personen sowie das Museum der Demokratie, in dem die politische Geschichte Thailands aufgezeigt wird.
Die zentrale goldene Pagode stellt den Sumeru oder Berg Meru dar, einen mythischen Berg, der im hinduistischen und buddhistischen Glauben als Zentrum des Universums gilt. Die Pagode wurde von den Architekten Pinyo Suwankiri und Phao Suwansaksri entworfen. Beide sind nationale Künstler und Experten für thailändisches Kulturerbe.
Unterhalb der Pagode befindet sich die Halle für Staatszeremonien, die für die feierliche Eröffnung des Parlaments durch den thailändischen König nach jeder Wahl der Nationalversammlung reserviert ist. Das Innere der Halle ist mit Wandgemälden dekoriert, die von Künstlern gemalt wurden, die für das Department of Fine Arts arbeiten. Die Wandgemälde stellen Geschichten aus den vier Regionen Thailands dar und halten auch zeitgenössische Ereignisse fest, darunter auch Bilder über die Pandemie.
Quelle: Thai PBS World
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