Thailand wird in diesem Jahr wahrscheinlich das schlechteste Wirtschaftsergebnis unter den Ländern in Südostasien erzielen. In Anbetracht des Anstiegs der positiven Covid-19-Testungen, zunehmender politischer Spannungen und schwindender Hoffnungen auf einen Aufschwung des Tourismus haben Wirtschaftsexperten die Wachstumsprognose des Landes weiter gesenkt.
Das Finanzministerium hat gestern seine Prognose für das Bruttoinlandsprodukt 2021 auf nur noch 1,3% Wachstum gesenkt, noch vor wenigen Monaten im April war man von 2,3% ausgegangen. Angesichts der neuen positiven Covid-Testungen und Todesfälle, die seit Beginn des jüngsten Anstiegs seit April immer wieder neue Rekorde brechen, weisen einige Ökonomen auf die Möglichkeit einer technischen Rezession in der zweiten Jahreshälfte hin, oder sogar auf eine zweite jährliche Verschlechterung in Folge, wie sie das Land seit der Asien-Krise vor mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat.
Nach dem jüngsten gewichteten Durchschnitt von 36 befragten Wirtschaftsexperten dürfte das BIP in diesem Jahr um maximal 1,8% wachsen. Das ist überaus schwach, wenn man den Vergleich mit dem letzten Jahr zugrunde legt, in dem die thailändische Wirtschaft um 6,1% schrumpfte, so stark wie seit der asiatischen Finanzkrise von 1998 nicht mehr.
Thailand wird von Wirtschaftswissenschaftlern als Nachzügler in der Region angesehen. Sie rechnen sowohl für 2021 als auch für 2022 mit dem niedrigsten BIP-Wachstum in der ASEAN-Region. Sie gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung nicht vor dem dritten Quartal 2022 auf das Niveau von vor der Covid-Pandemie zurückkehren wird. Für Thailand wird die langsamste Erholung der Wirtschaft in der Region prognostiziert, was zum großen Teil auch die hohe Abhängigkeit von ausländischen Touristen widerspiegelt.
Über Bangkok und 12 weitere Provinzen, auf die mehr als die Hälfte der thailändischen Wirtschaft entfällt, wurde in der letzte Woche der LOckdown verhängt und die Provinzen mit einer Ausgangssperre belegt, weil die Deltavariante das öffentliche Gesundheitssystem des Landes zu überfordern droht. Die thailändische Zentralbank hat inzwischen mitgeteilt, dass der erneute Ausbruch der Seuche das diesjährige BIP um bis zu zwei Prozentpunkte schmälern könnte, sollten die derzeitigen Maßnahmen nicht greifen und die Pandemie den Rest des Jahres andauern.
Bereits jetzt verzeichnen in Bangkoks Chinatown die Goldgeschäfte und Straßenstände das schlechteste Geschäft seit Jahren. die meisten von ihnen leiden unter den Auswirkungen der grassierenden COVID-19-Pandemie. Die Ausgangssperre von 21:00 bis 4:00 Uhr in Bangkok und 12 anderen Provinzen veranlasst zahlreiche Straßenimbissstände und Restaurants früher als gewöhnlich zu öffnen. So öffnen manche bereits morgens um 9.30 Uhr statt abends, um die Verluste auszugleichen und zumindest die täglichen Ausgaben zu decken.
Die Gold Traders Association geht davon aus, dass Thailand lange brauchen wird, um sich von den Auswirkungen der Pandemie zu erholen, da die Zahl der positiven Testungen trotz des seit Anfang des Monats geltenden teilweisen Lockdowns weiter steigt.
Die neue Prognose des Finanzministeriums geht von einem Wachstum aus, das zwischen 0,8 und 1,8% liegt. Weiter geht man davon aus, dass Thailand in diesem Jahr lediglich 300.000 Touristen empfangen wird, was einem Rückgang von 96% gegenüber den Ankünften aus dem Jahr 2019 entspricht. Außerdem erwartet das Ministerium, dass der derzeitige Lockdown nur einen Monat andauern wird, und sieht den Höhepunkt des Ausbruchs im August.
Auch die ehemals starke Währung schwächelt. Der thailändische Baht hat im bisherigen Jahresverlauf knapp 9% gegenüber dem Dollar verloren und verzeichnete damit die schlechteste Wertentwicklung unter den wichtigsten asiatischen Währungen.
Quelle: Bloomberg
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