Der Vorsitzende der Chonburi Tourism Business Association, eine Schlüsselfigur der thailändischen Tourismusindustrie, hat in Bezug auf die vermeintliche Wiederöffnung der Grenzen seines Landes seine Zurückhaltung abgelegt und sprach offen aus, was viele Kommentatoren im Internet schon seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten vorhergesagt haben.
In einem Interview mit einem Wirtschaftsmedium sagte er, dass trotz der vollmundigen Ankündigungen der Regierung und ihren Lobpreisungen auf die Wiederöffnung der Grenzen für geimpfte Ausländer so gut wie keine Touristen nach Thailand kommen würden. Die einzigen, die hier ankommen, seien gar keine echten Touristen, vielmehr seien es überwiegend Geschäftsleute, Immobilienbesitzer oder Ausländer, die zu ihren Familien in Thailand zurückkehren würden.
Die Tourismusindustrie profitiere kaum von der Öffnung der Grenzen. Er sprach offen aus, dass vor allem die Hindernisse, die potenziellen Touristen in den Weg gelegt werden, Schuld an der Misere seien. Thailand habe sich selbst ins Knie geschossen, als es die Gelegenheit hatte, die Dinge besser zu machen. Jetzt liege man sogar hinter dem Nachbarn Kambodscha.
Er beklagte die im Prinzip kleinkarierten aber überaus verwirrenden Alkoholverbote und Beschränkungen des Nachtlebens, was letztlich dazu führe, dass Touristen nicht einmal das Neujahrsfest mit einem Drink feiern könnten.
Die Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem führende Minister von über 50.000 Besuchern seit dem 1. November schwärmen und schon von Millionen weiteren Besuchern träumen. In Verkennung der Realität würden sie ihr wunderbares Thailand-Pass-System als einfaches Allheilmittel zur Wiederbelebung der Tourismusindustrie preisen.
Der Vorsitzende der Chonburi Tourism Business Association äußerte sich dahingehend, dass das alles nur Schall und Rauch sei. Die Realität zeige, dass eine Erholung des Tourismus kaum stattfindet. In der Provinz Chonburi würden sie 200 bis 300 Touristen pro Tag sehen. Nicht einmal 10.000 seien bisher gekommen, vor der Pandemie seien es in derselben Zeit normalerweise eine Million gewesen.
Thailand habe sich selbst geschadet, obwohl es das erste Land in Südostasien gewesen sei, das seine Grenzen für internationale Touristen wieder geöffnet habe. Die Öffnung hätte eine wirkliche Öffnung sein müssen, nicht diese halbgare Wiedereröffnung, führte der Vorsitzende weiter aus.
Ein RT-PCR-Test in ihrem Heimatland innerhalb von 72 Stunden vor der Abreise hätte ausgereicht, jedoch kein erneuter Test bei der Ankunft. Man hätte den Ankömmlingen erlauben sollen, sofort und ohne Einschränkungen einzureisen und sich überall hin zu begeben, bemerkte er.
Stattdessen seien den Touristen lächerliche Hindernisse in den Weg gelegt worden mit all den Thailand-Pass-Dokumenten und Tests bei der Ankunft sowie einem Tag Quarantäne, um auf die Ergebnisse zu warten.
Er sagte, Kambodscha habe seine Grenzen nach Thailand geöffnet, aber dort gebe es keine dieser Hindernisse, so dass die Touristen stattdessen dorthin gingen. Normale Touristen würden nicht all die Mühen auf sich nehmen, nur um nach Thailand zu kommen, fuhr er mut seinen Aussagen fort, die genau das widerspiegeln, was auch viele Internetnutzer sagen.
An den Hotelbuchungen könne man die Entwicklung ablesen. Die meisten Einreisenden würden nur eine Nacht in einem Hotel bleiben, um auf ihr Testergebnis zu warten, und würden dann woanders hin reisen. Das seien keine Touristen, sondern Geschäftsleute, Haus- und Wohnungseigentümer oder Menschen mit Familien in Thailand.
Abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen würden keine Touristen nach Thailand kommen. Er forderte daher, die Hürden für potenzielle Touristen zu beseitigen, insbesondere den RT-PCR-Test bei der Einreise.
Er bekräftigte, dass die Tourismusunternehmen des Landes bereit seien, die Besucher zu empfangen. Es sei an der Zeit, dass die Behörden die Realität anerkennen und aufhören müssten, schon wieder von einer Anzahl von Touristenankünften zu träumen, die fern jeder Realität seien.
Seit dem Start des Phuket-Sandbox Programms vor Monaten sei die Tourismusbranche bereit gewesen, aber seitdem habe es immer wieder Verzögerungen gegeben, weil die Behörden ihre Pläne geändert und damit alle verwirrt hätten.
Er verurteilte auch die Entscheidung, Nachtclubs, Pubs und Bars nicht wieder zu öffnen und den Ausschank von Alkohol zu verbieten bzw. den Alkoholkonsum einzuschränken. Jetzt habe man ihnen gesagt, dass diese Maßnahme mindestens bis zum 15. Januar beibehalten werde.
Er führte beispielhaft das Musikfestival in Pattaya mit all seinen Einschränkungen und dem Alkoholverbot als ein weiteres erbärmliches Beispiel für die bestehenden Hindernisse an. Die Besucher hätten nichts trinken und nicht einmal aufstehen dürfen, um zur Musik zu tanzen. Außerdem wies er darauf hin, dass diese Einschränkungen nur innerhalb des Sperrgebiets gegolten hätten. Außerhalb dieses Bereichs hätten die Menschen Alkohol konsumiert und die Musik genossen.
Sichtlich verärgert wetterte er über die von der Regierung bzw. den Behörden auferlegten, seiner Meinung nach unsinnigen Maßnahmen.
Als weiteren Beweis für seine Behauptungen, dass kaum echte Touristen nach Thailand kommen, führte er ein führendes deutsches Reiseunternehmen an, das vor der Pandemie normalerweise 3.000 bis 4.000 Touristen pro Monat nach Pattaya geschickt habe. Derzeit, so beklagte er, würden sie nur 20 pro Urlauber pro Tag schicken und die würden nicht nach Pattaya kommen, sondern fast alle nach Phuket.
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