Gerade erst wurde die Zahl von fast 60.000 Ankünften von Ausländern seit Öffnung der Grenzen bekannt gegeben, schon schwelgt die thailändische Tourismusbehörde (TAT) in höheren Sphären und erwartet bis zu 18 Millionen Touristenankünfte im nächsten Jahr.
Erst gestern hatte der Vorsitzende der Chonburi Tourism Business Association den Verantwortlichen in den Behörden gründlich die Leviten gelesen und offen ausgesprochen, was er von all den hochtrabenden Plänen, Prognosen und Verkündungen hält, nämlich nichts. Um mehr Touristen nach Thailand zu locken, forderte er vehement, die Einreisebestimmungen für ausländische Touristen zu lockern. Die Regierung würde den potentiellen Touristen zu viele Hindernisse in den Weg legen und damit letztendlich abschrecken.
Auch die TAT hatte bereits vorgeschlagen, den teuren und zeitaufwendigen RT-PCR-Test, den Personen, die einreisen wollen, nach der Ankunft durchführen lassen müssen, durch den schnelleren und billigeren ATK-Test (Antigentest) zu ersetzen. Dadurch hätten sich Reisende die Buchung eines Quarantäne-Hotels, wo sie auf das Ergebnis des Tests warten müssen, für die erste Nacht sparen können. Dieser Vorschlag wurde jetzt vom Centre for Covid-19 Situation Administration (CCSA) abgelehnt.
Heute meldete sich Yutthasak Suphasorn von der TAT zu Wort und stellte seine Version vor, nicht nur von der Gegenwart, sondern auch von einer phantastischen Zukunft des thailändischen Tourismus. Gegenüber thailändischen Wirtschaftsmedien sagte er, dass zu Beginn der Wiedereröffnung am 1. November anfangs nur 2.000 Touristen pro Tag gezählt wurden.
Diese Zahl habe sich inzwischen auf 3.000 bis 4.000 pro Tag erhöht. Dies sei ein gute Entwicklung im Vergleich zum Phuket-Sandbox Programm. Im Gegensatz zum Vorsitzenden der Tourism Association, der das Test and Go Programm heftig kritisiert hatte, weil sie die Touristen von einer Reise nach Thailand abschrecken würden, behauptete Yutthasak, das Programm würde Vertrauen bei den Touristen schaffen.
Viele Fluggesellschaften würden nun auf die thailändischen Behörden zukommen und wies darauf hin, dass Emirates sogar ihre Airbus A380-Flugzeuge wieder einsetzen wolle, die mit jedem Flug 500 Touristen nach Thailand bringen würden. Andere Fluggesellschaften wollten Flugverbindungen nach Krabi und Samui aufnehmen.
Dieser Optimismus veranlasst ihn zu glauben, dass die Zukunft rosig sei. Im November würden zwar nur 100.000 ausländische Besucher ankommen, aber ab nächsten Monat bis März würden es 300.000 ausländische Touristen pro Monat sein. Auch der frühe Beginn der kühlen Jahreszeit sei ein gutes Zeichen für die Zukunft des Tourismus, behauptete er weiter.
Danach geriet er ins Schwärmen und ließ seine glücksverheißenden Vorhersagen folgen:
- Im Jahr 2022 würden die Gesamtausgaben der in- und ausländischen Touristen 1,5 Billionen Baht oder 50% des Niveaus vor der Pandemie im Jahr 2019 betragen.
- Im Jahr 2023 würden die Ausgaben der Touristen bereits 2,4 Billionen Baht oder 80% des Ergebnisses von 2019 betragen.
- Im Jahr 2024 würde der Tourismus drei Billionen Baht zur Wirtschaftsleistung beitragen, womit Thailand wieder das Niveau von 2019 erreichen werde.
Dies würde mit qualitativ hochwertigen, ausgabefreudigen Touristen erreicht, ohne dass man sich wie bisher auf große Zahlen von Touristenankünfte konzentrieren müsse, merkte er weiter an.
Er stellte drei Szenarien vor, wie sich die Zahl der ausländischen Touristen im nächsten Jahr entwickeln werde:
- Im günstigsten Fall würden 18 Millionen Touristen kommen, die insgesamt 1,05 Billionen Baht ausgeben werden.
- Im schlimmsten Fall würden nur 10 Millionen Touristen kommen und 620 Milliarden Baht ausgeben.
Wie der Sprecher der TAT zu diesen Zahlen kommt, bleibt allerdings sein Geheimnis. Vielleicht hat er die Dienste einer mythischen thailändischen Kristallkugel in Anspruch genommen.
Viele Verantwortliche der Tourismusindustrie sind hingegen der Meinung, dass das Rinnsal von Touristen erst dann zu etwas Substanziellem werden wird, wenn einige Hindernisse beseitigt und Maßnahmen wie das Alkoholverbot aufgehoben werden.
Selbst dann sind sich viele darin einig, dass die Zurückhaltung bei internationalen Reisen und die Konkurrenz durch andere Länder, die mit Thailand um die Tourismusdollars wetteifern, dazu führen könnten, dass sich die TAT-Prognosen doch als ein wenig zu optimistisch erweisen.
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