Grand Palace – Der alte Königspalast in Bangkok
Der alte Königspalast befindet ist die mit Abstand bedeutendste Sehenswürdigkeit in Bangkok. Es handelt sich dabei um ein großes Gelände, das sich über 2,6 Quadratkilometer (260 Hektar) erstreckt und von einer weißen Mauer umgeben ist. Der Eingang zum Gelände ist an der Na Phra Lan Road in der Nähe des Sanam-Luang-Platzes. Auf dem Gelände stehen zahlreiche unterschiedliche Gebäude, die sich ausnahmslos durch hoch dekorative, architektonische Details auszeichnen.
Auf dem Palast Gelände steht auch der Königstempel Wat Phra Kaeo, der den Smaragd-Buddha, die heiligste Buddha-Statue in Thailand beherbergt. Im Gebäude des Smaragd-Buddhas ist Fotografieren nicht erlaubt.
Mit dem Bau des Königspalastes wurde begonnen, nachdem König Rama I im Jahre 1782 Bangkok zur Hauptstadt des Königreichs von Siam gemacht hatte. Der erste Bauabschnitt wurde rechtzeitig zur Krönung von König Rama I fertiggestellt. Beim Bau des Palastes orientierte man sich streng am Vorbild des Palastes von Ayutthaya. Wie schon dort, begrenzte auch hier der Chao Phraya eine Seite des Palastes. Auch die Lage des Tempels, die den Smaragd-Buddha beherbergt, stimmt mit der Lage des Wat Phra Si Samphet im ehemaligen Königspalast von Ayutthaya überein. Viele der Hauptgebäude ähneln denen, die einige Jahre zuvor von den Burmesen in Ayutthaya zerstört worden waren.
Die auf dem Palastgelände stehenden Wohngebäude, Empfangshallen und andere Bauwerke wurden sowohl während der Regierungszeit 1782 bis 1809 von König Rama I, als auch von späteren Königen errichtet. Dabei wurden einige Gebäude umgebaut, renoviert und vergrößert, manche aber auch niedergerissen, um Platz für die Anlagen späterer Herrscher zu schaffen.
Im wesentlichen unterteilt sich das Palastgelände in die folgenden vier Bereiche, die erste Gebäudegruppe, den Gebäudekomplex um den Chakri Maha Prasat, die Gebäudegruppe um den Dusit Maha Prasat, sowie die Gebäude um die Boromphiman-Halle.
Der Gesamtkomplex ist täglich von 8:30 bis 12:00 Uhr und von 13:00 bis 15:30 Uhr für Besucher geöffnet. Im Eintrittsgeld ist das Ticket für den Wiman-Mek-Palast sowie für das Münz-Museum (Coin-Pavillon) enthalten. Wer den alten Königspalast besuchen möchte, sollte auf angemessene Kleidung achte, kurze Hosen, ärmellose Hemden oder Gummisandalen sind unerwünscht.
Die erste Gebäudegruppe
Unter der ersten Gebäudegruppe versteht man die Gebäude, die mit dem ersten Bauabschnitt fertiggestellt wurden. Diesen Teil des Palastes ließ König Rama I als seinen eigenen Wohnsitz erbauen. Hier wurde er auch gekrönt. Seitdem fanden alle Krönungszeremonien der Chakri-Dynastie in dieser Gebäudegruppe statt. Dazu gehören der Chakrapat-Phiman-Palast, das Phaisan-Taksin-Gebäude und das Amarinthra-Winitchai-Gebäude. Die Gebäudegruppe befindet sich im mittleren Bereich des Palastgeländes.
Chakrapat-Phiman-Palast
Der Chakrapat-Phiman-Palast ist das Hauptgebäude der ersten Gebäudegruppe. Der Giebel des Palastes ist mit einem geschnitzten Bildnis des Hindu-Gottes Indra geschmückt. Er wird dargestellt, sitzend in einem Götterwagen, umgeben von dekorativen Elementen in Form Köpfen der Naga-Schlange. Nagas sind mythologische Schlangen mit Drachenköpfen. Auch die Darstellung des Hindu-Gottes Indra widerspricht in keinster Weise der buddhistischen Lehre. Buddhistische Gläubige dürfen an beliebig viele Gottheiten glauben. Die buddhistische Lehre besagt aber, daß diese Gottheiten aber genauso den buddhistischen Erkenntnissen unterworfen sind wie die Menschen.
Der Chakrapat-Phiman-Palast ist in erster Linie ein königliches Wohngebäude mit Schlafzimmer und einem großen Aufenthaltsraum. Hier werden jetzt die königlichen Insignien aufbewahrt. Es ist zur Tradition geworden, daß neu gekrönte Könige zumindest eine Nacht im Palast ihrer Vorfahren verbringen müssen. Dies soll symbolisieren, daß sie die Verantwortung für das Königreich im Sinne ihrer Vorfahren übernommen haben.
Nach wie vor steht im Schlafgemach das Bett, das König Rama I, der von 1782 bis 1809 regierte, anfertigen ließ. Nach dem Tode von Rama I wurde der Palast noch von seinen ersten Nachfolgern als Wohnsitz genutzt. Die späteren Monarchen bauten ihre eigenen Paläste.
Phaisan-Taksin-Gebäude
Dieses Gebäude liegt parallel zum Chakrapat-Phiman-Palast. Hier wird stets ein wichtiger Teil der Krönungszeremonie abgehalten. In der Krönungshalle steht ein achteckiger Thron, der Königsthron Phattharabit. Auf dem Thron sitzend nimmt der König die Einladung von Vertretern des Volkes entgegen, über sie zu regieren. Anschließend nimmt er vom brahmanischen Oberpriester des Königshofes die königlichen Insignien entgegen. In der Mitte der Königshalle steht ein Altar mit Phra Siam Devadhiraj, der symbolischen Schutzfigur des Landes.
Audienzhalle Amarinthra Winitchai
In der Audienzhalle stehen zwei Throne, die während der Regierungszeit von König Rama I errichtet wurden. Der obere Thron wurde in der Form eines Bootes erbaut und dient heute als Altar. Der andere Thron wird von einem neunstufigen Baldachin überdacht. Einst war dieses Gebäude die offizielle Audienzhalle, in der die siamesischen Könige ihre hohen Beamten empfingen, um mit ihnen die Staatsgeschäfte zu besprechen.
Hier wurden auch zwei britische Gesandte empfangen. Während der Regierungszeit von König Rama II (1809 bis 1824) wurde hier John Crawford Audienz erteilt und Sir John Bowring wurde hier von König Mongkut (Rama IV) empfangen, der von 1851 bis 1868 regierte. Noch heute ist es Brauch, daß ausländische Botschafter dem thailändischen König in dieser Halle ihre Empfehlungsschreiben überreichen. In der Audienzhalle finden heutzutage auch die Geburtstagsfeiern für Mitglieder der königlichen Familie statt.
Palast Chakri Maha Prasat
Der Chakri Maha Prasat Palast liegt zwischen der Ersten Gebäudegruppe und der Gruppe um die Dusit Maha Prasat Thronhalle. Der Palast wurde von König Chulalongkorn anlässlich der Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen der Chakri-Dynastie erbaut. Die Bauzeit betrug 6 Jahre, mit dem Bau wurde 1876 begonnen, fertiggestellt wurde er 1882. Der Palast wurde von britischen Architekten geplant. Während die Fassaden in europäischem Stil errichtet wurden, wurde bei der Dachkonstruktion reiner Thai-Stil angewendet.
Im Mittelabschnitt des Gebäudes werden im dritten Stock die Urnen mit der Asche von verschiedenen Königen aufbewahrt. In der Audienzhalle im zweiten Stock sind Porträts des amtierenden Königs Bhumiphol Adulyadej (Rama IX) und seiner Gemahlin, Königin Sirikit, ausgestellt. Das Erdgeschoss wird von der Palastwache eingenommen.
Im Ostflügel des Gebäudes werden im dritten Stock religiöse Objekte aufbewahrt. Die Empfangshalle im zweiten Stock ist mit Portraits von König Chulalongkorn, seiner Königin Si Bacharinda und ihren fünf Söhnen geschmückt. Das Erdgeschoss ist als Wartezimmer ausgelegt.
Im Westflügel werden im obersten Stockwerk Urnen mit der Asche von Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen aufbewahrt. Der zweite Stock ist Gästegemächern vorbehalten, die mit Portraits von König Prajadhipok (Rama VII) und Königin Rambhai Barni ausgeschmückt sind. Im Erdgeschoss wurde eine Bibliothek eingerichtet.
Im hinteren Teil des mittleren Bereiches liegt die Thronhalle, in der sich der Puttanthom-Thon befindet. Er ist komplett aus Holz gefertigt und mit Gold- und Silberfolie überzogen. Der Thron wird von einem neunstufigen Baldachin überdacht, den König Chulalongkorn erbauen ließ. Die Wand hinter dem Thron wurde mit dem Emblem der Chakri-Dynastie geschmückt.
Die anderen Wänden sind Großgemälden vorbehalten, die wichtige Empfänge in der thailändischen Geschichte abbilden. So gibt es hier beispielsweise eine Gemälde mit der Königin Victoria, wie sie dem Gesandten König Mongkuts in London Audienz gewährte. Ein anderes Gemälde zeigt die Audienz der Gesandtschaft des siamesischen Königs Narai beim französischen König Ludwig XIV, ein anderes den Empfang eines französischen Gesandten durch König Mongkut. Das vierte Großgemälde zeigt den französischen Kaiser Napoleon III beim Empfang einer siamesischen Gesandtschaft in Fontainebleau.
Dusit Maha Prasat
Während der Regierungszeit von König Rama I wurden hier zwei Gebäude errichtet, die Thronhalle Dusit Maha Prasit und das Phiman-Rataya-Gebäude.
Thronhalle Dusit Maha Prasit
Dieses Gebäude ließ König Rama I 1789 errichten. Zuvor hatte an der Stelle eine Audienzhalle gestanden, die vom Blitz getroffen wurde und darauf hin niederbrannte.
In der Thronhalle wurden offizielle Audienzen gegeben. Hier versammelten sich auch buddhistische Schriftgelehrte zu einer Art Konzil. Seit dem Tod von König Rama I finden hier bei Staatsbegräbnissen auch die Aufbahrungen statt. Auch die Feiern anlässlich von Kronjubiläen werden hier abgehalten. König Rama III wohne in diesem Gebäude, während sein eigener Palast renoviert wurde.
Im Gebäude selbst befindet sich ein alter Thron und ein königliches Bett. Beide Stücke sind reichlich mit Perlmutt verziert. Das Bett dient heute als Altar. Der Thron hier wird ebenfalls von einem neunstufigen Baldachin überdacht.
Im Südflügel des Gebäudes gibt es ein Fenster, das von König Rama IV (König Mongkut) als Thron ausgestaltet wurde. Es ist dem Thron von König Narai im Palast von Lopburi nachempfunden. König Narai regierte von 1656 bis 1688 in Ayutthaya.
Phiman-Rataya-Gebäude
Das Phiman-Rataya-Gebäude ist im Süden mit der Dusit Maha Prasit Thronhalle verbunden. Es diente als Schlafgemach für die Könige, die die Thronhalle Dusit Maha Prasit nutzten. König Rama III nutze das Schlafgemach ein ganzes Jahr lang. König Rama IV ließ während seiner Regierungszeit in dem Gebäude die sterblichen Überreste seiner Mutter aufbahren. Hier wurde auch König Ananda Mahidol, bekannt als Rama VIII, der Vorgänger und ältere Bruder des jetzigen Königs Bhumiphol, den man unter mysteriösen Umständen erschossen aufgefunden hatte. Die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt.
Am Giebel dieses Gebäude befinden sich eine Schnitzerei, die den hinduistischen Gott Brahma darstellt. Die Schnitzerei zeigt ihn auf dem Hamsa, dem mythologischen Schwan, der Brahma als Reittier diente.
Neben diesem Gebäude ließ König Rama IV einen Garten anlegen. Den zusätzliche Platz dafür schaffte er, indem er einen Flügel des Gebäudes abreißen ließ. Dort wurde ein kleiner Krailasa-Berg aufgeschüttet. Dieser Berg spielte eine Rolle, wenn seinen männlichen Nachkommen bei Erreichen der Pubertät eine Tonsur geschnitten wurde.
Pavillon Aphon Phimok Prasat
Dieser kleine Pavillon befindet sich in der Mauer der Gruppe um die Thronhalle Dusit Maha Prasat. Das Gebäude wurde während der Zeit von König Mongkut als Umkleide-Pavillon erbaut. Der König wurde früher in einer Sänfte zu den schulterhohen Stufen des Pavillons getragen. Nachdem er in den Pavillon gestiegen war, legte er dort seinen Hut und seinen Umhang ab, bevor er in die Thronhalle eintrat. Eine Replik dieses Pavillon wurde von König Chulalongkorn (Rama V) im Sommerpalast von Bang-Pa-In bei Ayutthaya erbaut. Eine weitere originalgetreue Nachbildung wurde im Jahre 1958 für die Weltausstellung in Brüssel errichtet.
Pavillon Ratchakaran Yasapha
Dieser Pavillon wurde ursprünglich von König Chulalongkorn gebaut, um dort Kabinettssitzungen abzuhalten. Heute dient er als Sitzungszimmer des „Geheim-Rates“ des thailändischen Königs.
Im Giebel des Gebäudes befindet sich eine Schnitzerei, die den hinduistischen Gott Vishnu darstellt, wie er auf einem Garuda reitet. Beim Garuda handelt es sich um einen mythologischen adlerartigen Vogel. Er ist auch ein offizielles Symbol des thailändischen Staates.
Boromphiman-Gebäude
Im schönen Siwalai-Garten, östlich der Dusit Maha Prasat Thronhalle befindet sich das Boromphiman-Gebäude. Es wurde von König Chulalongkorn erbaut. Der frühere Name des Gebäudes lautete Phanumatchamrun-Gebäude. König Chulalongkorn hatte vor, es seinem Sohn, dem Kronprinzen Maha Vajirunashis zu schenken, der jedoch starb, bevor es fertiggestellt werden konnte. Prinz Vajiravudh, der darauf folgende Kronprinz, wollte dort nicht einziehen. Nach seiner Krönung zum König Rama VI verlieh er dem Gebäude den neuen Namen Boromphiman.
König Ananda Mahidol, der von von 1935 bis 1946 regierte, wurde in diesem Gebäude 1946 erschossen aufgefunden. Danach wurde es nur noch selten benutzt. Heutzutage werden dort bisweilen Staatsgäste einquartiert.
Münz-Museum (Coin Pavillon)
Dieser Pavillon steht zwar auf dem Palast-Gelände, jedoch außerhalb der Mauern.des Palastes. Hier werden Münzen ausgestellt, die in Südostasien seit dem frühen 11. Jahrhundert im Umlauf waren. In einem Nebenraum werden königliche Insignien und Orden ausgestellt, die teilweise aus Gold sind und früher am königlichen Hof getragen wurden.
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