Zehn Dinge, die die thailändische Regierung im Moment tun sollte
Thailand ist ein wunderschönes Land mit einer reichen kulturellen Tradition und hervorragendem Essen. Bereits seit einem Jahrhundert, vor allem aber in den letzten 20 Jahren, strömen Expats und Touristen in das Land des Lächelns. Seitdem ist der Tourismus zu einem der wichtigsten Eckpfeiler für die Wirtschaftskraft des Landes geworden.
Jedoch scheint der Trend eines schier endlosen Anstiegs der Tourismuszahlen jetzt gebrochen. Verantwortliche der Tourismusindustrie, die bisher immer optimistisch waren, wenn sie über Zahlen sprechen, mussten jetzt einräumen, dass der Tourismus in diesem Jahr um etwa 30% zurückgegangen ist.
Das ist ein gewaltiger Einbruch. Wenn jemand ein Unternehmen leiten würde, das 30% seiner Kunden verloren hätte, der würde auf der Stelle drastische Gegenmaßnahmen einleiten.
Mit dem Patienten Thailand Tourismus ist das jedoch nicht so einfach. In den verantwortlichen Stellen des Tourismus haben über die Jahre Mißwirtschaft und Schlendrian Einzug gehalten. Um das schlingernde Schiff „Thai-Tourismus“ aber wieder auf einen guten Kurs zu bringen, braucht es ganz dringend eine Radikalkur.
Aber es geht nicht nur um die Touristen in Thailand, auch das Leben als Expat ist für Viele immer schwieriger und vor allem immer teurer geworden. Zudem gibt es bei vielen Ausländern, die dauerhaft im Land leben, die Wahrnehmung: „ihr seid hier nicht mehr erwünscht“. Damit wird denjenigen Menschen ein unbehagliches Gefühl vermittelt, die als Ausländer einfach nur das Leben in dem Land genießen wollen, in dem sie gerne leben und durch ihre Teilnahme am täglichen Leben zur Wirtschaftskraft des Landes beitragen.
Das Web-Portal TheThaiGer veröffentlichte gerade einen Artikel mit zehn Vorschlägen, die nach Meinung der TheThaiGer Redaktion von der thailändischen Regierung in Angriff genommen werden sollten, um die anstehenden Probleme jetzt anzugehen:
Die Ausübung von Geschäften erleichtern
Bedingt durch Berge von Papier, den Schikanen der öffentlicher Verwaltung, Sprachbarrieren und heftigem Protektionismus ist es für Ausländer in Thailand alles andere als einfach dort geschäftlich Fuß zu fassen. Die Notwendigkeit, eine kleine Armee von Buchhaltern und „Thai Nominees“ zu beschäftigen, ist nur ein Teil des Problems. Die ausufernde Bürokratie und die Hürden, die Ausländern von der thailändischen Regierung auferlegt werden, sowie die meist uneinheitliche Anwendung einiger dieser Anforderungen machen die professionelle Führung eines Unternehmens zu einer ständigen Herausforderung.
Einfachere Beantragung und Verlängerung von Visa
Es gibt eine ganze Reihe von verschiedenen Visa für Touristen und Expats, um länger als 30 Tage in Thailand zu bleiben. Das ist soweit auch in Ordnung, erschwerend ist jedoch, dass sich ständig die Abläufe und die Anforderungen ändern. Hinzu kommen eine kaum verschleierte Korruption und die Unterschiede in der Art und Weise, wie die verschiedenen Visa angewendet werden. All diese Dinge machen die Beantragung eines Visums sowie die Aufrechterhaltung eines ordnungsgemäßen Aufenthaltes in Thailand zu einer echten Herausforderung.
Bei den Touristenvisa sollte es möglich sein, generell die Aufenthaltsdauer zu verlängern und den Papierkram vor und nach der Ankunft auf ein Minimum zu reduzieren. Als positiv wird von THeThaiger angeführt, dass es für einige Länder derzeit eine Befreiung von den Visagebühren gibt.
Auch sollten die Hürden zum Erhalt eines Visums für den langfristigen Aufenthalt verringert werden. Die meisten Rentner sind nicht in Thailand, um Ärger zu machen, sondern wollen ihren Lebensabend in Frieden genießen. Angesichts der Schwierigkeiten, ein langfristiges Aufenthaltsvisum zu erhalten, wird Thailand für Expats und Rentner, die länger im Land bleiben wollen, immer unattraktiver. Andere Länder in Südostasien verringern die Anforderungen für ein Langzeitvisum, weil sie längst die Vorteile erkannt haben, wenn sie damit Expats oder Rentner aus dem Westen ins Land locken.
Hinzu kommt, dass im ganzen Land Einwanderungsbeamte die lokale Verwaltung als ihr eigenes kleines Herrschaftsgebiet ansehen, in dem die vorgegebenen „Richtlinien“ eher nur Leitlinien sind, die an verschiedenen Tagen von verschiedenen Beamten unterschiedlich interpretiert werden. Dieses System verwirrt nicht nur Expats und Touristen, sondern bietet auch lukrative Ansatzpunkte für Erpressung und Korruption. Zudem könnte ein Lächeln in den Amtsstuben manchmal Wunder wirken.
Weg mit der thailändischen Tourismusbehörde
Die Gründe für den Rückgang der Touristenzahlen in Thailand sind vielfältig. Die Marke Thailand wird ausschließlich von der Tourism Authority of Thailand (TAT) vermarktet. Die Tourismusbehörde hat sich in den letzten zehn Jahren unzählige Fehleinschätzungen und viele strategische Fehler erlaubt. Es ist daher allerhöchste Zeit, dass sie zumindest einen Teil der Verantwortung für den aktuellen Niedergang des Tourismus übernehmen sollte.
Stattdessen sollte eine eigene, unabhängige Tourismusorganisation mit einem professionellen, modernen Marketingteam, das über internationaler Erfahrung (nicht nur in Thailand)verfügt, installiert werden.
Es reicht nicht mehr aus, nur mit Thailands „Charme“ in einem hart umkämpften Markt des internationalen Tourismus zu werben. In der Region Südostasien gibt es heute aufstrebende Ziele, die einfach viel besser vermarktet werden. Das derzeitige Manko besteht aber darin, dass die TAT eher wie ein verkrusteter Staatsbetrieb agiert, vergleichbar mit der nationalen Fluggesellschaft, die ebenfalls von Vetternwirtschaft geprägt ist und Angestellte, die schon vor einem Jahrzehnt hätten entlassen werden sollen, dort aber anscheinend einen Vertrag auf Lebenszeit besitzen.
Fast jeder Aspekt des Tourismus in Thailand muss aktualisiert, bereinigt und verbessert werden. In der TAT sitzen einfach die falschen Leute, um das zu tun, was nötig wäre. Sie haben strategisch einen nicht nachhaltigen Touristenmix protegiert und auf Marketingziele gesetzt, die alle wenig erfolgreich waren. Diese Strategie muss als gescheitert angesehen werden.
In der heutigen Welt, die vom Internet dominiert wird und Online-Bewertungen auf Webseiten wie TripAdvisor direkten Einfluss auf die Entscheidung von Urlaubern haben, muss das neue Team der TAT ein grundlegendes Verständnis für modernes Social Media Marketing und dessen effektive Nutzung mitbringen.
Das Wirken unter der Aufsicht des Ministeriums für Sport und Tourismus hat für die TAT nicht wirklich gut funktioniert. Die Regierung sollte jetzt ein eigenes Tourismusministerium einrichten, um den Anteil des BIP, der mit den Touristen erwirtschaftet wird, zu erhalten.
Sicherheit der Touristen muss verbessert werden
Die Auswirkungen der Boot-Tragödie von Phuket sind immer noch spürbar und haben einen verheerenden Eindruck vom Umgang mit den Sicherheitsvorkehrungen für Touristen hinterlassen.
Nur, seit der Katastrophe ist ein Jahr vorbei und was hat sich geändert?
Apropos Phuket, Der unwürdige Umgang mit den lokalen Rettungsschwimmern war in den letzten Jahren ein Grund dafür, dass Menschen an der Westküste der Insel ertrunken sind. Das Zaudern, vertraglichen Vereinbarungen einzugehen und persönliche Konflikte hatten Vorrang vor der Einstellung, sowie der Qualifizierung und dem Einsatz eines professionellen Rettungsschwimmerservices zum Schutz der Strandbesucher.
Im ganzen Land ist die Häufigkeit alarmierend, mit der in den Medien über gravierende Sicherheitsmängel berichtet wird, die Tod und Verletzungen von Touristen verursachen, für Unfälle mit Touristenbussen und für das Kentern von Booten verantwortlich sind. Auch die Vermietung von Motorrädern an Fahrer ohne Lizenz sowie die Verbesserung der Sicherheitsstandards für Touristenattraktionen fällt in diese Rubrik. Die mit Sicherheitsmängeln verbundenen Probleme wären meist vermeidbar.
Änderung des Rechts zu Firmengründungen
Ein Teil des Problems, in Thailand sich geschäftlich zu betätigen, liegt darin, dass ein Ausländer, egal wie gut er ist, nie wirklich rechtlich abgesichert ist. Ein Ausländer kann nur maximal 49% der Anteile an einem Unternehmen in Thailand besitzen. Dieses protektionistische Wirtschaftsgesetz ist ein großes Hindernis für Ausländer, in Thailand zu investieren. Es ist oft sehr schwierig oder gar unmöglich, zusätzliche Investoren oder Anleger zu gewinnen, wenn jemand sein Unternehmen verkaufen will.
Zwar gibt es Bestimmungen für größere Unternehmen, um eine Board of Investment (BOI)-Gesellschaft registrieren zu lassen, die zu 100% in ausländischem Besitz ist. Zum einen sind diese Bestimmungen in der Praxis recht kompliziert, zum anderen ist die Errichtung eines solchen Unternehmens recht teuer und auch nur für die folgenden Branchen möglich:
- Landwirtschaft und landwirtschaftliche Erzeugnisse
- Bergbau von Keramik und Basismetallen
- Leichte Industrie
- Metallerzeugnisse, Maschinen und Transportausrüstung
- Elektronische Industrie und Elektrogeräte
- Chemikalien, Papier und Kunststoffe
- Dienstleistungen und öffentliche Einrichtungen
- Technologie- und Innovationsentwicklung
Die Verabschiedung eines flexibleren und einfacheren Gesellschaftsrechts mit Optionen für kleine und mittlere Unternehmen würde es Thailand ermöglichen, eine viel größere Anzahl internationaler Geschäftsleute anzuziehen.
Ist Thailand wirklich das Land des Lächelns?
Thailand soll ja bekanntlich das Land des Lächelns sein. Davon ist an einem Checkpoint oder Flughafen recht wenig zu merken, wenn Besucher in Thailand ankommen oder wieder abreisen. Der erste und auch der letzte Eindruck stammt von eher finster dreinblickenden Beamten der Immigration. Wer zudem zur falschen Zeit am Flughafen ankommt, der findet sich in endlosen Warteschlangen wieder, bis er manchmal erst nach Stunden seinen Einreisestempel erhält.
Die geschilderte Situation mag an allen internationalen Flughäfen auf der ganzen Welt gelegentlich vorkommen, aber wenn das „Land des Lächelns“ quasi als Marke aufgebaut werden soll, dann könnten die Thais zumindest versuchen, die Touristen freundlicher zu empfangen.
Neuerdings sind sogar noch weitere Sicherheitschecks hinzugekommen. Bei der Ein- und Ausreise werden sowohl die Fingerabdrücke als auch die Iris gescannt. Das dauert bei jeder Person schätzungsweise weitere 30 Sekunden – multipliziert mit der Anzahl x an Touristen, die in der Schlange stehen.
Ähnliches gilt für einige Geschäfte, deren Inhaber oder Angestellte – wahrscheinlich neuerdings weitaus öfter als in der Vergangenheit- viel mehr Zeit damit verbringen, sich mit ihrem Handy zu beschäftigen, anstatt sich um ihre Kunden zu kümmern. Einige mögen es einfach gar nicht, gestört zu werden und, wenn die Kunden dann nicht kaufen, äußern sie offen ihren Unmut, anstatt die Besucher höflich zu behandeln.
Die starke thailändische Währung
Um fair zu sein, es gibt nur wenige Hebel, die von der thailändische Notenbank eingesetzt werden können, um den Wert des thailändischen Baht gegenüber den wichtigsten ausländischen Währungen zu verringern. Abgesehen davon, dass es nicht möglich ist, unbegrenzt neue Banknoten zu drucken (was auch die Inflation anheizen würde), gibt es Grenzen dafür, was eine Regierung tun kann, wenn internationale Märkte den Devisenhandel dominieren.
Jedoch könnten lokale Unternehmen in den Tourismusregionen eine gewisse Kontrolle übernehmen und die „touristischen“ Preise senken, um die unverhohlenen Abzockereien zu stoppen, die ausschließlich darauf abzielen, soviel Geld wie möglich aus den Taschen der Touristen zu ziehen. Wer beispielsweise einen Big Mac mitten in Patong oder Pattaya verzehrt, und dann 3 Kilometer weiter zu einem anderen McDonalds fährt, wird sich über den Preisunterschied wundern.
Dazu gehört auch, die Unsitten der Taxi- und Tuk-Tuk-Fahrer irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Die genehmigten Taxi-Tarife sind offensichtlich zu niedrig. Aber von Touristen 500 Baht für eine Fahrt in Bangkok zu verlangen, die auch bei starkem Verkehr und eingeschaltetem Taxameter nur 150 Baht kostet, ist einfach unverschämt.
Die Aufrechterhaltung von überhöhten Preisen und die Hoffnung, dass das für immer gut gehen könnte, wird auf Dauer kein neues Geschäft bringen.
Für Touristen (und auch die meisten Expats) ist die überall anzutreffende zweistufige Preisgestaltung, die entweder aus Fremdenfeindlichkeit oder aus Gier praktiziert wird, ein Schlag ins Gesicht. Allein schon das Wort „Farang“ bezeichnet eine bestimmte Haltung gegenüber weißen Ausländern, die man damit entweder verspottet oder als wandelnde Geldautomaten betrachtet.
Stellt die Betrüger an den Pranger
Betrügereien sind in Thailand seit jeher Teil des touristischen Systems. Viele Betrüger sind eigentlich nur kleine Fische, die von ahnungslosen Touristen ein paar extra Baht ergattern wollen, andere hingegen sind geradezu gefährlich. Wenn diese Betrüger gefasst und (selten) angeklagt werden, sind die Geldbußen und Strafen oft ein Witz und schrecken andere Möchtegernbetrüger keineswegs ab.
Es sollte ein Register dieser lästigen touristischen Abzockereien geben, die auf einer Website veröffentlicht werden. Dabei könnte die „Schande“ als weitaus besseres Abschreckungsmittel dienen, indem das in der asiatischen Welt verbreite Konzept des „Gesichtsverlusts“ als Waffe zur Bekämpfung von Betrügern und zur Verhinderung von Betrügereien eingesetzt wird.
Die Alternative dazu ist, einfach die aktuellen Betrüger aufzuspüren und häufiger und härter zu bestrafen.
Erleichterung von Immobilienkäufen
Wenn Ausländer eine Immobilie kaufen wollen, gelangen sie schnell zu dem Punkt, an dem die Schwierigkeiten anfangen: Denn Ausländer können kein Land oder das Land, auf dem ihr Haus steht, kaufen. Viele haben diese Gesetze umgangen, indem sie das Land gepachtet oder eine thailändische Gesellschaft gegründet haben, um den Kauf durchzuführen. In beiden Fällen ist der „Käufer“ aber nie wirklich der „Eigentümer“. Mit der üblichen Laufzeit von 30 Jahren kann er zwar recht gut leben, ist aber von einer einfachen rechtssicheren Situation noch weit entfernt. Die einzigen Gewinner dieser rechtlichen Vehikel sind Anwälte, die ausländischen Käufern helfen, sich im Labyrinth des thailändischen Eigentums- und Gesellschaftsrechts zurechtzufinden.
Zumindest bei Eigentumswohnungen sieht es etwas besser aus. Hier erlaubt das Gesetz Ausländern, Eigentumswohnungen zu 100% zu besitzen, solange 51% der verfügbaren Einheiten in einer Wohnanlage im Besitz von Thais verbleiben. Daher gibt es auch ein recht großes Angebot an Eigentumswohnungen, mit denen das Interesse von ausländischen Käufern an thailändischem Eigentum geweckt werden soll.
Das TM30-Meldeverfahren sollte vereinfacht oder abgeschafft werden
Die Verpflichtung für Ausländer, ihren Wohnort innerhalb von 24 Stunden nach einer Adressänderung zu melden, ist eine völlig praxisfremde und zudem schwachsinnige Verordnung. Das Gesetz gilt auch für Expats und zwingt sie, sich auch dann bei der Einwanderungsbehörde zu melden, wenn sie von einem Wochenendausflug oder von einer Geschäftsreise zurückkehren. Die eigentlichen Richtlinien werfen mehr Fragen auf, anstatt darauf Antworten zu geben. Zudem wird die Durchsetzung eher ad-hoc durchgeführt.
Das Verfahren ließe sich wesentlich einfacher gestalten, wenn es möglich wäre, die Meldung auf einer effektiven, benutzerfreundlichen, und zuverlässigen Webseite oder App vorzunehmen. Aber das ist nicht der Fall, die derzeitige Website ist oft nicht erreichbar und auch nicht mehrsprachig. Eine Vereinfachung und praktikable Handhabung des TM30-Verfahrens, mit dem Ausländer gemeldet werden, ist mehr als überfällig.
Jeder kann die Sicherheitsanforderungen verstehen, dass Nicht-Thais‘ ihren Aufenthaltsort melden müssen. Aber die Anforderung, praktisch jede Abwesenheit von der gemeldeten Adresse und auch die Rückkehr wieder anzuzeigen, ist eine Überreaktion auf ein eher geringes Problem.
Anmerkung:
Die angeführte Liste erhebt sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, jedoch ist damit ein guter Anfang gemacht. Einige der Punkte würden sicher größere politische Anstrengungen erfordern, andere hingegen sind einfach nur Dinge, die jedem auffallen, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Aber was erdreisten wir „Falangs“ uns, den Thais Ratschläge zu erteilen, wie man dem Tourismus in Thailand helfen könnte, wieder auf die Beine zu kommen.
Quelle: TheThaiGer
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