Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren ist die berüchtigte Walking Street in Pattaya rund um die Uhr wieder für den Verkehr freigegeben und das Parken dort erlaubt worden.
Aber wie geht es weiter – Wird es bald wieder High Heels geben?
Thailändische Behörden und die örtliche Polizei pflegen seit langem eine Hassliebe zum Rotlichtviertel. Zweifelsfrei hat es Unmengen von Touristen nach Pattaya gebracht, aber eben nicht die Touristen, die sich die Chefs in Bangkok erhofft hatten.
Schon seit den Anfängen sind in dem Viertel ungesetzliche Vermietungen, Untervermietungen, Unteruntervermietungen und Bestechung gang und gäbe. Die Polizei drückte bei einem Großteil der illegalen Aktivitäten entlang des Streifens oft mehr als ein Auge zu, waren die Beamten doch froh, dass die Akteure im Viertel selbst für „Sicherheit“ sorgten, so dass sie kaum eingreifen mussten und anderseits von Schmiergeldern und Teegeld profitieren konnten.
Kürzlich hat der Bürgermeister von Pattaya bekannt gegeben, dass der Stadtrat beschlossen habe, mit der Walking Street einen „Neustart“ zu versuchen. Es ist kein Geheimnis, dass die thailändische Regierung Pattaya als Familienreiseziel von Weltrang neu etablieren wollte, etwas ganz anderes als das, wofür Pattaya seit dem Vietnamkrieg berühmt ist – ein internationaler Hotspot für Männer aller Altersklassen, die hierher kommen, um sich zu vergnügen.
Doch nun, da die Grenzen Thailands für ausländische Touristen geschlossen bleiben und viele der infrage kommenden Länder ihren Bürgern ohnehin nicht erlauben, zu reisen, haben Beamte der Stadt Pattaya beschlossen, die Walking Street vorübergehend neu zu gestalten und damit Platz für mehr Streetfood-Verkäufer und Veranstaltungen zu schaffen und so attraktiver für thailändische Touristen zu machen.
Aber viele der Ladenbesitzer, Mieter und auch Barfrauen fragen sich, ob aus „vorübergehend“ nicht doch „dauerhaft“ werden könnte, selbst wenn die Grenzen wieder geöffnet werden und vergnügungssuchende Touristen zurückströmen?
Aber selbst wenn die Walking Street mit weniger Fußgängern und dafür mit mehr Verkehr und geparkten Autos aufgewertet wird, gibt es in Pattaya noch viele andere Sois, in denen das Nachtleben in allen Facetten blüht, weit weg von den horrenden Mieten der renditestarken Immobilien in der Walking-Street.
Die Pattaya News berichtete, dass die Freigabe für den Verkehr und die Zulassung von Parkplätzen nur die Phase 1 der Neuorientierung ist. Die Polizei von Pattaya zeigt bisher ein freundliches Gesicht während den ersten Tagen der Walking Street 2.0. Sie bestätigt, dass der Plan reibungslos verlaufen sei. Die Fahrer von Baht-Bussen und Taxis seien angewiesen worden, nicht herumzulungern oder auf Kunden zu warten, so wie sie es in der Vergangenheit gewohnt waren.
In Phase 2 sollen Straßenhändler und Streetfoodverkäufer dazu ermutigt werden, ihre Stände direkt an der Straße einzurichten, wobei der Schwerpunkt auf Produkten und Dienstleistungen liegt, die vor allem thailändische Kunden ansprechen. Da die meisten potentiellen Touristen vorerst hauptsächlich Thailänder sein werden, macht dies Sinn, obwohl es bereits Tausende anderer Straßen in Thailand gibt, die das Gleiche tun, die Walking Street also dann nichts Außergewöhnliches zu bieten hat.
Ein Teil des Plans besteht darin, Touristen, die von Tagesausflügen nach Koh Larn und den nahegelegenen Inseln zurückkehren, dazu ermutigen, in der Walking Street nach Streetfood, Restaurants, Snacks und lokalen Souvenirs Ausschau zu halten. Und natürlich auch die Augen offen zu halten, um den Autos und Motorrädern auszuweichen, wenn sie schon dabei sind, zwischen geparkten Autos und Straßenständen Platz zum Gehen zu finden.
Werden sie vielleicht auch die Straße umbenennen, wenn das Gehen zu beschwerlich wird?
Der Stadtrat will in Zukunft auch Straßenfeste organisieren, die sich wiederum an die einheimische Klientel richten. Bisher sind keine Termine für irgendwelche Veranstaltungen bekannt gegeben worden, aber die Stadtverwaltung will alles dafür tun, um so schnell wie möglich möglichst viele Touristen anzulocken. Viele der lokalen Unternehmen leiden seit Ende März ganz erheblich unter fehlenden Touristen.
In der Zwischenzeit versuchen Beamte der Stadtverwaltung Geschäftsinhaber dazu zu bewegen, ihre Geschäfte wieder zu öffnen, damit die Straße touristenfreundlicher und attraktiver wird. Einige der Unternehmen haben bereits ihr Geschäftsmodell angepasst, um sich ganz auf die Wünsche der thailändischen Kundschaft einzustellen.
Gogo-Bars und Diskotheken, die früher keine thailändischen Kunden zugelassen haben, wird nichts anderes übrig bleiben, als ihre Geschäftspolitik zu ändern. Anpassen oder sterben eben.
Entscheidend wird erstens sein, ob die neu gestaltete Walking Street mit weniger Platz für Fußgänger, dafür aber mehr PLatz für Durian-Verkäufer und andere typische Verkaufsstände es schaffen wird, Urlauber aus Bangkok und den umliegenden Provinzen anzuziehen. Und zweitens, ob die Walking Street zu den „guten alten Zeiten“ zurückkehren wird, sobald die Grenzen wieder geöffnet werden und die jungen, lebenslustigen, meist männlichen Touristen nach Sin City strömen.
Es wird Druck aus Bangkok geben von „denen, die das Sagen haben“, die Walking Street in Zukunft zu einem gelungenen Beispiel für Familientourismus zu machen, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Gesetze des Marktes sich durchsetzen und die hohen Mieten und High Heels bald wieder zurückkehren werden.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.