Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Umfragen haben ergeben, dass zwar eine Mehrheit der Thailänder den Forderungen der pro-demokratischen Demonstranten zustimmt, eine Mehrheit aber auch befürchtet, dass die anhaltende Protestwelle zu Spaltung und Gewalt in der Gesellschaft führen könnte, insbesondere wenn die Demonstranten das Thema Monarchie ansprechen.
So hat eine Umfrage der Suan-Dusit-Rajabhat-Universität (Suan-Dusit-Poll) in Bangkok ergeben, dass eine Mehrheit mit den drei wichtigsten Forderungen der Gruppe der „Free People“ Bewegung übereinstimmt. Die Befragten waren der Meinung, dass die Forderungen mit demokratischen Prinzipien übereinstimmen. Einige der Befragten waren jedoch der Meinung, dass die Demonstranten nicht gegen Gesetze verstoßen dürfen, soweit sie die Monarchie betreffen.
Die Umfrage, an der 197.029 Personen unterschiedlichen Alters, Bildungsniveaus und Berufes im ganzen Land teilgenommen haben, wurde vom 16. bis 21. August online durchführt.
Gefragt wurde, was die Bevölkerung über die anhaltende Welle regierungsfeindlicher Proteste von Studenten denken, wobei jeder Befragte mehr als eine Antwort geben durfte:
- 59,1% sagten, dass sie Forderungen stellen, wie es in einer Demokratie erlaubt ist.
- 41,8% waren der Meinung, dass die Demonstranten sich nicht gegen die Monarchie wenden dürften.
- 40,4% waren um ihre Sicherheit und die Gefahr von Übergriffen besorgt.
- 40,1% sagten, dass alle Betroffenen den Demonstranten zuhören sollten.
- 38,9% waren der Meinung, dass die Demonstanten heimliche Unterstützer haben könnten.
- 33,8% sagten, dass die Studenten zeigen, dass die Menschen das Recht auf freie Meinungsäusserung haben.
- 28,6% gaben an, dass die Deonstranten Spaltung säen und Chaos schaffen würden.
- 28,3% sagten, die Demonstrationen seien Teil einer politischen Agenda.
- 26,48% fordern Veränderungen zum Wohle des Landes.
- 26,53% sagten, die Demonstrationen seien ein Ausdruck der Meinungen von Menschen einer neuen Generation, die das Land reformieren wollten.
Die Ergebnisse zur Forderung nach einer Neufassung der thailändischen Verfassung lauten:
- 62,8% stimmten dem zu, wobei einige sagten, dass die gegenwärtige Verfassung undemokratisch sei und die Diktatur fortbestehen lasse und dass die Bestimmung über die Senatoren geändert werden müsse. Andere sagten, dass nur problematische Abschnitte geändert werden sollten und dass das Volk an der Ausarbeitung der neuen Verfassung beteiligt werden sollte, da die bestehende Verfassung veraltet und in der gegenwärtigen Situation nicht zielführend sei.
- 24,8% stimmten dem nicht zu und sagten, die bestehende Verfassung sei gut genug und es gebe derzeit viel dringlichere Probleme wie die Covid-19-Pandemie und den Einbruch der Wirtschaft.
- 12,3% hatten keine Meinung dazu.
Auf die Forderung, dass der Premierminister Prayut Chan-o-cha zurücktreten und das Parlament auflösen soll, antworteten:
- 53,9% stimmten dem zu und sagten, dass Prayut in seiner Regierung versagt habe, was dazu geführt habe, dass das Land von wirtschaftlichen Problemen geplagt und unter Korruption und Vetternwirtschaft leide. Er sei ein Diktator, dem es an Legitimität fehle, um in dieser Position zu bleiben.
- 38,4% stimmten dem nicht zu und sagten, dass Prayut ein guter und ehrlicher Politiker sei, der für das Land Opfer gebracht habe und dass es ihm, da er eine Wahl gewonnen habe, erlaubt sein sollte, die vierjährige Amtszeit zu Ende zu führen.
- 7,7% äusserten sich dazu nicht.
Auf die Forderung, dass die Regierung aufhören soll, die Bevölkerung einzuschüchtern, lauteten die Antworten:
- 59,5% stimmten der Forderung zu und sagten, die Menschen sollten ihre Meinung frei äußern können, ohne eingeschüchtert zu werden.
- 29,2% stimmten dem nicht zu und sagten, die Behörden seien verpflichtet, das Gesetz durchzusetzen, um Anarchie zu verhindern.
- 11,3% hatten dazu keine Meinung.
Die Frage, was die Menschen im allgemeinen von den Studentendemonstrationen halten, wurde wie folgt beantwortet:
- 53,7% unterstützten die Demonstrationen und sagten, dass die Protestler ihre Grundrechte ausüben und sich klar für eine echte Demokratie einsetzen würden.
- 41,2% stimmten dem nicht zu und sagten, falls die Forderungen auf die Verletzung der Monarchie ausgeweitet werden, könnte es chaotische Zustand geben, während das Land versucht, die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen und die abstürzende Wirtschaft anzukurbeln.
- 5,12% antworteten nicht auf die Frage.
Eine andere Umfrage, die vom National Institute of Development Administration (Nida Poll) durchgeführt wurde, ergab, dass eine Mehrheit der Menschen befürchtet, dass eine Demonstration wie die der Gruppe Free People an der Thammasat-Universität am 10. August und am Demokratie-Denkmal am 16. August zu Spaltung und Gewalt führen könnte.
Die Umfrage wurde vom 18. bis 20. August durchgeführt. An der Umfrage haben 1.312 Personen im Alter ab 18 Jahren mit unterschiedlichen Bildungsniveaus und Berufen im ganzen Land teilgenommen.
Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie besorgt seien, dass die Demonstrationen zu Spaltung und Gewalt in der Gesellschaft führen könnten:
- 61,1% sagten, sie seien besorgt.
- 34,8% sagten, sie seien „etwas besorgt“ über die Proteste, weil sie befürchten, dass die Proteste zu Zusammenstößen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen führen könnten.
- 26,4% sind „sehr besorgt“, weil sie befürchten, dass die Demonstrationen von einer dritten Partei beeinflusst werden könnten, wie es in der Vergangenheit geschehen ist. Sie befürworten, dass die Gruppe der Free People ihre Kundgebungen so lange verschiebt, bis Covid-19 zu 100% ausgerottet ist.
- 24,2% der Befragten sagten, sie seien „überhaupt nicht besorgt“, weil Kundgebungen in der thailändischen Politik üblich sind und die Demonstrationen der Gruppen der Free People bisher friedlich verlaufen sind.
- 0,5%, antworteten nicht oder waren der Frage nicht interessiert.
Auf die Frage, wie Premierminister Prayut Chan-o-cha auf die Demonstrationen reagieren solle, wobei jeder Befragte mehr als eine Antwort geben durfte, lauteten die Antworten wie folgt:
- 45,3% gaben an, dass er den von den Demonstranten aufgeworfenen Problemen persönliche Aufmerksamkeit widmen solle.
- 24,16% befürworteten, dass er das Parlament auflösen und Neuwahlen einberufen solle.
- 11,43% sagten, er solle Abschnitt 256 der Verfassung ändern, um Platz für die Einrichtung eines Verfassungsrates und Neuwahlen zu schaffen.
- 11,36% schlugen vor, dass er sich die von den Protestierenden geäußerten Probleme über parlamentarische Mechanismen anhören sollte.
- 9,07% sagten, er solle die Verfassung Abschnitt für Abschnitt ändern und das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen.
- 9,54% waren der Meinung, dass er staatliche Mechanismen nutzen solle, um Recht und Ordnung in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
- 6,17% sagten, er solle gelassen bleiben und nichts tun.
- 4,50% schlugen vor, rechtliche Schritte gegen die Demonstranten einzuleiten.
- 0,99% antworteten nicht auf die Frage.
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