Erst vor wenigen Tagen hatte sich ein bekannter Gesundheitsdienstleister zu Wort gemeldet und sich dahingehend geäussert, dass die Regierung ein neues Langzeit-Visum für Touristen, die in Thailand überwintern wollten, plane, was eher als eines der vielen Gerüchte abgetan wurde. Doch am Samstag hat der zuständige thailandische Minister für Tourismus und Sport das Vorhaben bestätigt.
Er teilte mit, dass bei der Wiederöffnung des Landes für den Tourismus Langzeittouristen Priorität eingeräumt werde. Die Schritte zur Umsetzung werden auch die Einführung eines neuen Visums umfassen, das es Touristen, die sich länger in Thailand aufhalten wollen, erlaubt, bis zu 9 Monate im Land zu bleiben. Dabei handele es sich anfänglich um ein 90-Tage-Visum, das zweimal verlängert werden könne.
Thailand scheint die Covid-19-Pandemie zu nutzen, um neue Strategien und Konzepte im Tourismus umzusetzen. Nicht nur, um mit der aktuellen Notlage umzugehen, sondern auch, um längerfristig vom Massentourismus mit niedrigen Pro-Kopf-Ausgaben wegzukommen, was bereits vor der Covid-19 Krise zu einem Problem geworden war.
Im Jahr 2019 erreichte Thailand mit über 39 Millionen Besuchern ein Rekordniveau an Touristenankünften. Doch sowohl auf höchster Ebene von Wirtschaftsexperten als auch an der Basis von einer zunehmend verärgerten Öffentlichkeit wurden Fragen aufgeworfen.
In vielerlei Hinsicht lässt die jetzt angekündigte Strategie darauf schließen, dass Thailand eine Kehrtwendung vor hat und der früheren Regierungspolitik, die Langzeittouristen aus dem Ausland eher Steine in den Weg legte, eine Absage erteilen will.
Anscheinend hat Thailand jetzt diesen Markt entdeckt, der ein Schlüssel zum Aufbau eines neuen, erfolgreicheren Tourismusmodells sein könnte. In jedem Fall ist es eine Antwort auf die Herausforderungen des Tourismus in der Welt nach Covid-19.
Tourismusminister setzt neue Schwerpunkte für den Tourismus
Am Samstag sprach der Minister bei einer Veranstaltung in Samut Prakan in Anwesenheit mehrerer ausländischer Botschafter und anderer geladener Gäste aus der Touristikbranche und den Medien.
Dabei bekräftigte er seine Unterstützung für den Tourismus mit Langzeiturlaubern in Thailand. Zudem gab er Einzelheiten zu einem neuen Longstay Visum bekannt, das für Langzeitaufenthalte gelten soll, die bei der neu zu installierenden Tourismusagentur mit dem Namen „Thailand Longstay“ gebucht werden.
Unter Berücksichtigung aller Gesundheitsvorschriften und dem obligatorischen 14-tägigen Aufenthalt im Rahmen des alternativen Quarantäneschemas würden diejenigen, die das neue Visum beantragen, zunächst ein 90-Tage-Touristenvisum für die Einreise nach Thailand erhalten.
Das Visum könne jedoch zweimal verlängert werden, um es den Visainhabern zu erlauben, insgesamt bis zu 270 Tage oder 9 Monate in Thailand zu bleiben.
Senioren im Visier, die in Thailand Sonne suchen
Das neue Tourismuskonzept richtet sich insbesondere an gutsituierte Senioren aus westlichen Ländern, die in Thailand die Wärme und den Sonnenschein das ganze Jahr über genießen sowie die medizinischen Einrichtungen nutzen wollen, die im Vergleich zu westlichen Ländern immer noch preisgünstig sind.
Das neue Konzept wurde von Dr. Boon Vanasin von der Thonburi Healthcare Group, dem drittgrößten Betreiber privater Krankenhäuser in Thailand, vorgestellt.
Der Mediziner sagte, sein Unternehmen allein sei sich sicher, dass bis zu 50.000 Europäer bereit sein werden, nach Thailand zu kommen, um sich dort zu erholen, sich medizinisch behandeln zu lassen und das warme Wetter im kommenden Winter zu genießen, sobald das jetzt vorgeschlagene Programm in Kraft sei.
Thailands reichster Mann hat anscheinend zur neuen Strategie geraten
Es wird davon ausgegangen, dass der Anstoß für das neue Konzept von hochrangigen thailändischen Geschäftsleuten gekommen sein könnte, insbesondere von Dhanin Chearavanont, dem reichsten Mann des Landes, dessen Konglomerat hunderttausende Menschen in Thailand und anderen Teilen Asiens beschäftigt.
Er hat in den letzten Monaten die Regierung aufgefordert, qualitativ höherwertige Tourismusangebote in Thailand zu forcieren. Er legte der Regierung nahe, das Land schnell wieder für den Tourismus zu öffnen, aber auch die Krise als Chance zu nutzen, um Thailand als sonnige Oase für wohlhabende ausländische Besucher zu vermarkten und von deren höheren Pro-Kopf Ausgaben zu profitieren.
Viele Ausländer wollen nach Thailand zurück kommen
Hinzu kommt, dass der Erfolg des alternativen Quarantäneschemas und die Zahl der Ausländer mit Verbindungen nach Thailand, die bereit sind, allein für den Zugang zum Königreich erhebliche finanzielle Summen zu zahlen, einige der Verantwortlichen dazu veranlasst hat, darüber nachzudenken, wie Thailands Herangehensweise an die Öffnung für ausländische Touristen aussehen sollte.
Schon im Jahr 2018, vor dem Ausbruch des Sars-CoV-2 Virus, hatte die Weltbank die thailändische Regierung in einem ausführlichen Bericht davor gewarnt, dass der Massentourismus die natürlichen Ressourcen Thailands an den wichtigsten touristischen Hot-Spots überfordert. Indessen begann auch die lokale Bevölkerung, ihren Missmut zu äussern über die schiere Zahl der vor ihrer Haustür ankommenden Touristen, von denen rund 25% aus China stammten.
Touristen aus Europa sollen favorisiert werden
Die Tourismusindustrie scheint besonders offen für die Ankünfte europäischer Touristen im Rahmen des „Phuket Modells“ zu sein. Auch ist diese Touristengruppe weniger von den Bedenken der Einheimischen auf Phuket betroffen. Zudem lassen sie mehr Geld auf der Insel. Am Samstag wurde bekannt, dass im Jahr 2019 die europäischen Besucher zwar nur 17% der Touristenankünfte ausmachten, auf die aber 24% aller durch ausländische Touristen getätigten Ausgaben entfielen, insgesamt 461 Milliarden Baht (rund 12,5 Milliarden EUR).
Der Präsident des Fremdenverkehrsverbandes von Phuket hat die Regierung dringend aufgefordert, Thailand vorrangig für diese Gruppe von Touristen zu öffnen.
Er führte aus, dass Phukets Wirtschaft die Touristen aus dem Ausland brauche, um sich wieder zu erholen. Dabei müssten jedoch die Infektionsrisiken mit den Interessen der Wirtschaft in Einklang gebracht werden.
Ausländische Besucher hätten im vergangenen Jahr über 66% aller Touristen auf Phuket ausgemacht, seien aber für über 90% der Einnahmen der Insel verantwortlich gewesen. Das Potential des inländischen Tourismus sei daher eher als zweitrangig anzusehen.
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