Gerade als die letzte Hochsaison zu Ende ging, wurde die Covid-19-Pandemie ausgerufen. Daraufhin schloss Thailand Ende März seine Grenzen. Thailands Hoteliers und Reiseveranstalter mussten sich auf eine Nebensaison ohne Touristen einstellen. Fluggesellschaften waren gezwungen, ihre Flugpläne zu stornieren, ihre Flugzeuge blieben am Boden, Millionen Beschäftigte in der Tourismusindustrie verloren ihre Jobs. Nach Beendigung des Lockdowns und der Lockerung der Restriktionen blickte die Tourismusbranche hoffnungsvoll auf die bevorstehende Hochsaison. Doch mit den Ankündigungen der letzten Wochen ist die Aussicht auf einen plötzlichen Touristenansturm wie eine Seifenblase zerplatzt.
Die obligatorische 14-tägige Quarantäne und der leidige Papierkram, der für die Einreise nach Thailand erforderlich ist, sind trotz aller guten Absichten einfach eine zu große Hürde für die meisten ausländischen Besucher, die noch immer die Mittel und den Wunsch haben, nach Thailand zu reisen.
Das viel gepriesene spezielle Touristenvisum wird nur mäßig angenommen. Daran ändert auch nichts, dass dieses Visum jetzt Besucher aus allen Ländern, auch aus so genannten Hochrisikoländern, erhalten können.
Währenddessen fordern das Gastgewerbe und die Tourismusindustrie, denen das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht, gangbare Wege, die Grenzen wieder zu öffnen und die Covid-Situation praxisnah zu managen. Passiert ist jedoch nichts. Die thailändischen Regierungsbeamten scheinen auf die magische Pille in Form eines brauchbaren Impfstoffs zu warten, um damit das Sicherheitsnetz für eine weitgehende Wiederöffnung der thailändischen Grenzen zu schaffen.
Die thailändische Regierung scheint indessen in einer Blase gefangen zu sein, die sie selbst geschaffen hat, indem sie ihre ganze Hoffnung auf den Binnentourismus setzt. Es ist jedoch lediglich die Wunschvorstellung der Regierenden, dass einheimische Touristen das Ausbleiben der Touristen aus dem Ausland kompensieren könnten.
Die totale Fokussierung auf den Binnentourismus kann nicht die Lösung für Land sein, dessen Wirtschaft dermaßen vom Tourismus abhängig ist. Während die einheimische Bevölkerung mit staatlich geförderten Rabattaktionen gelockt werden, in Hotels zu übernachten und in Restaurants zu essen, stellt sich heraus, dass die meisten Thais nicht weit reisen. Die Hoffnung auf eine vom Inlandstourismus getragene Erholung ist einfach fatal.
Nichts außer einer weitgehenden Wiederöffnung der Grenzen für ausländische Besucher und der Wegfall vieler Restriktionen und des damit verbundenen, leidigen Papierkrams wird den Tourismus in Thailand retten. Die Gesundheitsbehörden des Landes vertreten jedoch den Standpunkt, dass das Risiko dafür zu groß sei, vor allem, weil in einem Großteil der Welt derzeit ein Anstieg der positiv getesteten Personen zu verzeichnen ist und die Zahl der Menschen zunimmt, die angeblich an oder mit Covid-19 versterben.
Selbst wenn das Land morgen die Grenzen öffnen würde, wer würde dann kommen?
Die Zahl der infrage kommenden Reisenden ist auf ein Minimum geschrumpft. Weltweit gibt es derzeit nur wenige, dann aber teure internationale Flüge. Einige der größeren thailändischen Reiseveranstalter und Hotelgruppen werden sich über Wasser halten können, indem sie ihre Zimmer in begrenztem Umfang wieder öffnen oder einfach die Türen ganz geschlossen halten und das Personal entlassen. Kleinere Unternehmen mit meist dünner Kapitaldecke haben entweder bereits geschlossen oder werden nicht mehr in der Lage sein, eine weitere Verlängerung der touristischen Flaute zu überstehen.
In Chiang Mai ist gerade der Winter eingekehrt mit knackigen Morgen- und Abendtemperaturen, die die Stadt im Norden des Landes zu einem beliebten touristischen Hotspot im Dezember, Januar und Februar machen. Derweil ist in Phuket die Regenzeit vorbei und der Himmel leuchtet hellblau mit kühlen Brisen. Die langen, sauberen Strände warten auf Besucher. In Bangkok hängen die Weihnachtsdekorationen in den Einkaufszentren, die auf die Flut von internationalen Touristen für die Hochsaison warten. Aber das Schicksal dieser Hochsaison ist bereits besiegelt und die Rückkehr zur Normalität wird nicht stattfinden.
Während ein Großteil der Tourismus- und Gastgewerbebranche noch die Hoffnung hatte, dass die diesjährige Hochsaison 2020/2021 den Start für einen Neubeginn signalisieren würde, ist die Branche inzwischen von der Realität eingeholt worden. Es hat sich herausgestellt, dass es für Thailands Akteure in der Tourismusbranche und die Hundertausende, die sie beschäftigen, nur der Beginn einer noch längeren Durststrecke ist.
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