Während das gerade zu Ende gegangene Jahr, das von den meisten von uns als 2020 bezeichnet wird, eventuell sogar mit ein paar unschönen Beinamen versehen, wenn man bedenkt, was für ein schlimmes Jahr es war, befand sich Thailand im Jahr 2563. Jeder, der in Thailand lebt, weiß, dass dort sowohl der buddhistische als auch der westliche oder gregorianische Kalender zur Anwendung kommt, was zu erheblicher Verwirrung beiträgt. Insbesondere dann, wenn sich jemand durch seine thailändischen Unterlagen durchwühlen muss.
Während der gregorianische Kalender, der manchmal auch als christlicher Kalender bezeichnet wird, auf der Geburt Jesu basiert, beginnt der buddhistische Kalender mit der Geburt Buddhas, also vor 2563 Jahren. Das Datum in Thailand wird jedoch normalerweise durch eine Kombination des gregorianischen Datums und Monats mit dem buddhistischen Jahr angezeigt. Der schnellste Weg, um herauszufinden, welches Jahr im gregorianischen Kalender dem im buddhistische Kalender entspricht, besteht darin, einfach 543 vom thailändischen Jahr abzuziehen.
Der buddhistische Kalender ist von einer Menge Aberglauben geprägt, wobei bestimmte Tage eine besondere Bedeutung haben und als glücksverheißender gelten als andere. Viele Thais nehmen dies sehr ernst, besonders wenn es darum geht, wann eine Hochzeit oder eine Beerdigung stattfinden soll, aber auch wann man ein Auto kauft oder einen Heiratsantrag macht. Von der jüngeren Generation hingegen, die sich eher auf den gregorianischen Kalender verlässt, wird der buddhistische Kalender eher seltener verwendet.
Wenn es darum geht, die Ankunft eines neuen Jahres zu feiern, nehmen die Thais die Gelegenheit wahr und tun dies mittlerweile gleich dreimal. Das buddhistische Neujahr, das chinesische Neujahr und das westliche Neujahr werden inzwischen in den meisten Teilen des Landes gefeiert.
Das buddhistische Neujahrsfest
Das buddhistische Neujahrsfest ist auch als Songkran oder thailändisches Neujahr bekannt und wird Mitte April gefeiert, wenn das Wetter normalerweise am heißesten ist. Traditionell feiern die Buddhisten das Songkran-Fest mit einer Zeremonie, bei der sie Buddha-Statuen mit Wasser bespritzen, aber auch sich gegenseitig. Dies steht symbolhaft für eine Zeit der Reinigung, um Unglück und Verfehlungen wegzuspülen.
Die ursprüngliche eher symbolhafte Wasserzeremonie hat sich inzwischen oftmals zu groß angelegten Wasserschlachten und Straßenfesten entwickelt, bei denen Wasserkanonen zum Einsatz kommen und Personen gleich eimerweise mit oft eiskaltem Wasser übergossen werden. Das Ganze hat sich zu einer Art Mega-Party entwickelt, die in Zeiten vor Corona eine wahnsinnige Touristenattraktion war. Die Wasserschlachten finden an den meisten Orten nur an einem Tag statt. An manchen Orten können sie aber auch mehrere Tage andauern, an Orten wie Chiang Mai sogar bis zu einer Woche.
Das westliche Neujahrsfest
Die Thais wissen natürlich, dass die meisten internationalen Geschäfte auf dem gregorianischen christlichen Kalender basieren. Obwohl in Thailand das buddhistische Neujahr im April gefeiert wird, ist der offizielle Jahresbeginn immer der 1. Januar. Die Thais sind mit beiden Systemen vertraut, und der 1. Januar ist auch hier ein gesetzlicher Feiertag. Am Vorabend finden wie in den westlichen Ländern glanzvolle Silvesterpartys statt. Während die Feierlichkeiten in diesem Jahr aufgrund de allgegenwärtigen Covid-19 Restriktionen vielleicht etwas spärlicher ausgefallen sind, hat das in den Vorjahren mit ausschweifenden Partys, Live-Musik und mit prachtvollem Feuerwerk überall stattgefunden.
Das chinesische Neujahrsfest
Laut Wikipedia werden bis zu 16% der thailändischen Bevölkerung als ethnische Chinesen angesehen. Es wundert daher kaum, dass die größte überseeische chinesische Gemeinschaft der Welt außerhalb des chinesischen Festlandes In Thailand beheimatet ist. Diese Gruppe der thailändischen Bevölkerung hat auch ihren eigenen Kalender, wobei das chinesische Neujahr Ende Januar oder Anfang Februar mit lauten, von Feuerwerkskörpern dominierten Feiern begrüßt wird. Die Feierlichkeiten gipfeln im Löwentanz, bei dem zwei Personen in einem großen, farbenfrohen Löwenkostüm einen rituellen Tanz vorführen.
Thais finden immer einen Grund für eine Party
Thais mögen eine gute Party und nutzen jede Gelegenheit, etwas zu feiern: Blumenfeste, Essensfeste, Neujahrsfeste, Tempelfeste, den Geburtstag des Königs, Buddha-Tage und viele andere Feiern.
Manche Feste dauern mehrere Tage und beinhalten riesige Paraden, üppige Festivitäten mit spektakulären Festwagen, farbenfrohe Umzüge, Gesangs- und Tanzdarbietungen und nicht zu vergessen die opulenten Schlemmereien. Die Termine variieren, da sie sich meist nach dem buddhistischen Kalender richten.
Maipenrai und die thailändische Sicht auf das Leben
Auch im Jahr 2021 wird es in Thailand kaum anders sein. Es wird wieder drei verschiedene Kalender geben, was oftmals sehr verwirrend sein kann. Wer nicht weiß, welches Fest nach welchem Kalender gerade gefeiert wird, sollte sich keine Gedanken darüber machen und einfach mitfeiern.
Die thailändische Art, das auszudrücken, ist „maipenrai“, was soviel bedeutet wie „mach dir keine Sorgen“, „es spielt keine Rolle“, „es ist keine große Sache“, oder „es ist ok“. Maipenrai ist eine überaus nützliche Redewendung, die jeder kennen sollte, der Thailand besucht. Darin spiegelt sich die thailändische Lebenseinstellung in allen Facetten wider.
Der 1. Januar, das Neujahrsfest, ist nicht wirklich Teil der thailändischen Tradition, aber maipenrai, es ist eine großartige Gelegenheit, eine fantastische Party zu feiern. Auch Weihnachten hat nichts mit dem Buddhismus zu tun, aber maipenrai, es spricht doch alles dafür, eine weitere schöne Party zu feiern.
Religiöse Toleranz in Thailand
Es würde den Thais nie in den Sinn kommen, zu argumentieren, dass Weihnachten eine nicht-buddhistische Angelegenheit ist und deshalb in Thailand nichts zu suchen hat, oder dass es einen Konflikt mit der buddhistischen Religion geben könnte.
Im Umkehrschluss kann sich kaum jemand vorstellen, dass irgendein westliches Land ein nationales Fest für einen buddhistischen Feiertag veranstalten könnte, nur um sich zu amüsieren. Aber die Thais sind sehr tolerant, lebenslustig und haben keine Vorurteile, wenn es um andere Religionen geht.
In Thailand findet immer irgendwo ein Fest statt. Das gehört einfach zu den Annehmlichkeiten dort.
Quelle: Spirit of Thailand
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