Obwohl die thailändische Gesellschaft sehr konservativ ist und Thailand in vielen Bereichen sehr strenge Gesetze aufweist, blüht sowohl das Geschäft mit Sex als auch der Handel mit Sexspielzeug. Thailand ist bekannt für seine LGBTQ-Akzeptanz und auch für seine Rotlichtviertel, aber viele wissen nicht, dass die meisten Drogen, Glücksspiele, die Aufforderung zur Prostitution, der Handel mit Sexspielzeug und sogar E-Zigaretten gegen thailändische Gesetze verstoßen.
Die thailändische Zollbehörde hat allein im letzten Jahr über 4000 Sextoys beschlagnahmt, deren Besitz oder Verkauf mit einer Geldstrafe von 60.000 Baht oder bis zu 3 Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Die strengen Gesetze orientieren sich an der traditionellen buddhistischen Gesellschaft, stehen aber im krassen Gegensatz zu der relativ offen agierenden Sexindustrie, für die Thailand weltweit bekannt ist.
Die Forderung nach mehr sexuellen Freiheiten und gelockerten Gesetzen, soweit es Sex betrifft, wird seit Jahren immer lauter, wobei der scheinbare Widerspruch zwischen den strengen Gesetzen und dem vorhandenen Hedonismus einen sehr profitablen Schwarzmarkt ermöglicht hat. Die Wertschöpfung in den Rotlichtvierteln von Bangkok wird auf rund 6,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. In Vierteln wie Soi Cowboy, Nana, Patpong und Silom werden Sex gegen Bezahlung und Sexspielzeuge offen angeboten, obwohl dies gegen das Gesetz verstößt. Man schätzt, dass die Sexindustrie bis zu 10% zum thailändischen Bruttoinlandsprodukts beiträgt. Neben den Rotlichtvierteln in Bangkok gibt es aber auch noch die Walking Street in Pattaya, die Bangla Road in Phuket, sowie die unzähligen Bars und Etablissements nicht nur in fast allen Touristenzentren, sondern auch in den meisten größeren Städten in Thailand.
Trotz allem ist Thailand jedoch noch immer ein buddhistisches Land mit traditionell konservativen Werten. Daher erscheint es eher unwahrscheinlich, dass die betreffenden Gesetze in naher Zukunft geändert werden. Sogar die Sexualerziehung in Thailand ist auf die negativen Folgen von Sex ausgerichtet. Ein UNICEF-Bericht von 2016 zeigt, dass Thailand noch nicht bereit ist für die Implementierung von sexuellen Rechten oder den offenen Umgang mit Sexualität. Diejenigen, die sich gegen eine Entkriminalisierung der Sexindustrie und dem Handel mit Sextoys aussprechen, führen an, dass eine legale Öffnung zu einer Flut von Sexualverbrechen führen würde.
Andere hingegen argumentieren, dass eine Entkriminalisierung befreiend wirken könne. Die Rechte von Frauen würden gestärkt, indem das Stigma der sexuellen Freizügigkeit abgebaut würde. Auch würde eine zeitgemäßere Sicht auf das sexuelle Verhalten möglich werden. Wahrscheinlich würde es auch helfen, die hohen Schwangerschaftsraten bei Teenagern zu reduzieren, indem die negativen Vorurteile gegenüber der Benutzung von Verhütungsmitteln abgebaut werden.
Die Aktivistin Nisarat Jongwisan kämpft seit 2018 für die Entstigmatisierung und Legalisierung von Sextoys. Sie war in einer Fernsehsendung aufgetreten und hatte sich offen gegen die Haltung des Kulturministeriums ausgesprochen. Sie will jetzt die Regularien des thailändischen Parlaments nutzen und beabsichtigt, eine Petition zu starten, um 50.000 Unterschriften zu sammeln, die es ihr ermöglichen würden, dem Parlament einen Gesetzentwurf zur Abstimmung vorzulegen.
Mit der Aufrechterhaltung der strengen Gesetze wird der Schwarzmarkt weiter wachsen. Zwar könnten Sexspielzeuge und der Sexhandel weiter kriminalisiert werden, die sexuellen Wünsche lassen sich jedoch nicht so leicht unterdrücken. Die Menschen werden Wege finden, sie zu befriedigen.
Der weltweite Markt mit Sexspielzeug wurde im Jahr 2020 auf fast 34 Milliarden Dollar geschätzt, die COVID-19 Restriktionen treiben den Umsatz noch weiter in die Höhe. Ohne jegliche Regulierung können Schwarzmärkte ungehindert vom Verkauf von Sextoys profitieren und brauchen sich nicht um angemessene Preise oder Qualitätskontrollen zu kümmern.
Sollte sich die Regierung dafür entscheidet, den Verkauf von Sexspielzeug zu regulieren, könnte sie zumindest die Käufer schützen, indem sie Qualitätsprüfungen vorschreibt. Mit fortgesetzten Verboten und der Schließung von Vergnügungsstätten werden diese Umsätze nur noch weiter steigen, selbst angesichts der konservativen Gesetze in Thailand.
Quelle: Vice
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