Traumhafte Strände, köstliches Essen und Tempelanlagen ziehen einen steten Strom von Reisenden an. Die Branche generierte 2019 Einnahmen von 60 Milliarden Dollar mit internationalen Touristen, wobei jeder Ankommende durchschnittlich 1.520 Dollar pro Besuch ausgab, was das Land zu einem der profitabelsten Reiseziele der Welt macht. Daten der Weltbank beziffern den Gesamtbeitrag der Branche zum BIP auf 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018, was etwa einem Fünftel der gesamten Wirtschaftsleistung entspricht.
Doch Thailand scheint schlecht auf eine Wirtschaft ohne Touristen vorbereitet zu sein, derzeit trifft eine dritte Welle des Coronavirus das südostasiatische Land. Thailand muss dieses wirtschaftliche Hindernis überwinden, doch die politische Instabilität des Landes steht dem im Weg.
Etwa zur gleichen Zeit wie in Indien begannen die positiven Testungen in Thailand drastisch anzusteigen. Die Hoffnungen auf einen starken Anstieg der Besucherzahlen in diesem Jahr haben sich damit erst einmal zerschlagen. Die Regierung unter dem ehemaligen General Prayuth Chan-ocha hat es offensichtlich versäumt, genügend Impfstoffe zu beschaffen. Laut einer Studie der Oxford University hat das Land pro Kopf weniger Impfungen als die Nachbarländer Myanmar oder Laos aufzuweisen.
Reuters schätzt, dass bisher nur 1% der thailändischen Bevölkerung vollständig geimpft ist. Das macht es für die Regierung in Bangkok fast unmöglich, die Restriktionen für ausländische Touristen zu lockern, vor allem für Besucher aus Märkten wie China, wo die Impfung ebenfalls nur schleppend vorankommt. Das hat dazu geführt, dass die Behörden vorsichtig sind, die Grenzen wieder zu öffnen.
Die Beamten der Regierung haben nun ihre BIP-Wachstumsprognose für 2021 von 2,8% auf 2,3% nach unten revidiert. Die Zentralbank hat am 5. Mai den Leitzins unverändert bei 0,5% belassen und damit ein wenig Spielraum zur Unterstützung der zweitgrößten Volkswirtschaft Südostasiens behalten, aber nicht viel. Ein schwacher Baht ist Stimulanz für die Wirtschaft, denn die Exporte von Waren und Dienstleistungen generieren satte 60% des thailändischen BIP. Das macht das Land zu einer der am stärksten exportabhängigen Volkswirtschaften der Welt.
Thailand leidet bereits unter dem Rückgang der mittleren Einkommen, zudem mehren sich die Anzeichen für eine weitere Stagnation. Die Armutsrate steigt nach Angaben der Weltbank seit 2015 an. Die Tourismusindustrie könnte diese Entwicklung etwas auffangen, indem sie Arbeitsplätze für Geringqualifizierte schafft, dabei werden aber deren Fähigkeiten nicht wesentlich aufgewertet. Auch Hotels, Restaurants und Massagesalons sorgen nicht für viel Innovation. In Thailand unterstützen die Touristen aber auch die Wirtschaftszweige wie Prostitution und Drogenhandel.
Ein unbefristeter Tourismusstopp setzt die Regierung erheblich unter Druck, andere Teile der Wirtschaft zu stimulieren, insbesondere die Schlüsselindustrien Elektronik, Automobil und Gesundheit. Außerdem wird es alles andere als einfach sein, ausländische Direktinvestitionen vor dem Hintergrund einer schwelenden pro-demokratischen Protestbewegung anzuziehen. Aber einfach darauf zu warten, dass die ausländischen Touristen wieder zurückkehren, ist keine Option.
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