Mit den verkündeten Regularien zur Wiederöffnung des Landes am 1. November für ausländische Touristen wird deutlich, dass die Regierung nicht alle Besucher, die nach Thailand kommen wollen, auch wieder willkommen heißt. Stattdessen konzentriert sie sich auf die ihrer Ansicht nach „richtigen“ Touristen und versucht vor allem, wohlhabende Investoren und gutsituierte Rentner anzulocken, die reichlich Geld nach Thailand bringen sollen, während sie die Mittelklasse- und Budget-Touristen, die seit Jahren das Rückgrat der thailändischen Tourismusindustrie bilden, völlig vernachlässigt.
Das zeigt sich insbesondere an dem Paket für Langzeitvisa, das beschlossen werden soll. Es richtet sich direkt an nur 4 Gruppen von Personen, die künftig in Thailand gerne gesehen sind:
- Wohlhabende internationale Touristen mit einem Vermögen im Wert von mindestens 1 Million US-Dollar, die mindestens 500.000 US-Dollar (16,5 Millionen Baht) in Staatsanleihen investieren.
- Vermögende Rentner über 50, die eine stattliche Rente oder Pension beziehen, um ihre Lebenshaltungskosten in Thailand zu decken, und die in der Lage sind, mindestens 250.000 US-Dollar in Staatsanleihen zu investieren.
- Digitale Nomaden oder Mitarbeiter renommierter ausländischer Unternehmen, die von Thailand aus arbeiten möchten.
- Hochqualifizierte Fachkräfte, die als Experten in ausgewählten Branchen in Thailand arbeiten wollen.
Der thailändische Energieminister erklärte sogar ausdrücklich, dass man nicht wie vor dem Ausbruch von Covid-19 40 Millionen Reisende im Jahr anlocken wolle, sondern nur noch selektiv 1 Million zahlungskräftige Besucher, die die gleichen Einnahmen wie zuvor die 40 Millionen generieren sollen. Im Jahr 2019 wurden 11,4% des BIP durch den Tourismus erwirtschaftet, was etwa 2 Billionen Baht entspricht. Das bedeutet, dass der neue Plan der Regierung vorsieht, dass jeder dieser zahlungskräftigen Touristen im Schnitt etwa 2 Millionen Baht für seinen Urlaub oder seinen Aufenthalt in Thailand ausgeben soll. Ob dieser Plan auch der Realität standhält, das muss sich erst noch zeigen.
In Anbetracht dieser hochtrabenden Pläne der Regierung sind viele kleine und mittlere Geschäftsinhaber frustriert und vor allem darüber verärgert, dass sie in den Plänen der Regierung, von denen vor allem Unternehmen im Luxussegment und kapitalkräftige Gesellschaften profitieren können, überhaupt nicht berücksichtigt werden. Alle Unternehmen der Tourismusbranche, die sich an Mittelklasse- und Billigreisende richten, werden bei den geplanten Maßnahmen praktisch aussen vor gelassen. Die Konzentration auf Touristen der gehobenen Klasse wird den großen Hotelketten und hochpreisigen Geschäften Geld einbringen, aber dem durchschnittlichen Thai oder seinem Unternehmen wenig bis gar kein Geld in die Kasse spülen.
Auch Bali hat vor kurzem ähnliche Absichten angekündigt und will den Rucksacktourimus mit der Wiedereröffnung quasi abwürgen, um den Tourismus insgesamt umzugestalten und künftig nur noch Touristen mit prall gefülltem Geldbeutel anlocken. Die geplanten Maßnahmen in Indonesien und Thailand könnten einen Tourismusboom in aufstrebenden Ländern wie Kambodscha auslösen, wo die Impfquote bei fast 80% liegt, weit mehr als in Thailand mit 38%, und die möglicherweise die Millionen von Rucksacktouristen und Billigreisenden, die seit Jahren das wichtigste Standbein des südostasiatischen Tourismus darstellen, mit offenen Armen empfangen könnten.
Dennoch betrachten viele Regierungen die Covid-19-Pandemie als eine Art Reset-Knopf, eine Chance, neu anzufangen und ihr Image und ihren Ruf neu zu profilieren. Doch angesichts der weltweiten Wiedereröffnung vieler Länder und den zahlreichen negativen Berichten über das komplizierte Einreiseverfahren für Touristen in Thailand ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um wirklich wählerisch zu sein.
Viele weisen darauf hin, dass die Idee, eine geringere Anzahl von Touristen, aber mit einer höheren Qualität der Umwelt zugute kommen könnte, wie der Energieminister andeutete, sich ins Gegenteil verkehren könnte. Wohlhabende Touristen könnten durchaus viel mehr Schaden für die Umwelt anrichten, da Luxusunterkünfte und exklusive Transportmittel viel mehr Ressourcen verbrauchen als Rucksacktouristen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen und vorwiegend in einfachen Hostels übernachten, wo sie sich die Schlafsäle teilen.
Touristen der gehobenen Klasse, die ihre Cocktails und Mahlzeiten in ihrem Resort genießen, bringen viel weniger Geld in die lokale Wirtschaft ein, während Reisende mit kleinem Budget in der Regel auf lokalen Märkten einkaufen und in lokalen Restaurants speisen, wovon direkt die kleinen und mittleren Unternehmen profitieren, die am meisten unter der Covid-19-Pandemie gelitten haben.
Viele in der Tourismusbranche erwarten sehnsüchtig das Wiedererstarken des internationalen Tourismus, wünschen sich aber, dass die Regierung aufhört, sich auf wohlhabende Reisende zu konzentrieren, die nicht unbedingt die lokale Wirtschaft unterstützen, sondern sich darauf konzentriert, möglichst viele Touristen aller Bevölkerungsgruppen anzulocken.
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